Rache ist kein Protest

Die WDR-Nachrichten berich­teten am 28. August 2021 darüber, dass der Mörder des US-Demokraten Robert Kennedy begna­digt werden solle. Der Paläs­ti­nenser, so hieß es, habe 1968 Kennedy ermordet, “um gegen dessen pro-israe­li­sche Haltung zu protes­tieren”. Das ist ein schäd­li­cher Sprach­ge­brauch, denn der Mörder hat nicht gegen Kennedys Politik protes­tiert, sondern an Kennedy Rache geübt. Rache ist kein Protest: Rache ist gewalt­tätig und bezieht sich auf die Vergan­gen­heit, sie ist ein angemaßtes Gottes­ur­teil. Protest ist fried­lich und richtet sich auf die Zukunft. Journa­lis­tinnen und ‑ten, haltet das bitte ausein­ander!

Wir wissen es nicht? Doch, oft wissen wir genug, um eingreifen zu können

Pascal Vasselin und Franck Cuveil­lier stellten 2020 im Doku­men­tar­film »La fabrique de l’ignorance« Forschungs­er­geb­nisse der Agnoto­logie vor, die die gezielte Produk­tion von Nicht­wissen, die Verne­be­lung wissen­schaft­li­cher Erkennt­nisse durch Indus­trie­lobbys und konser­va­tive Denkfa­briken unter­sucht. In zahlrei­chen Inter­views mit Psycho­logen, Wissen­schafts­his­to­ri­kern u.a. erleben wir die Kampagne der Chemie­kon­zerne gegen die Entomo­logie (Thema Neoni­ko­tin­oide und Bienen­sterben), die Kampagne der Tabakindu­strie gegen die Krebs­for­schung, die Kampagne von Physi­kern gegen die Klima­for­schung (darunter den »Heidel­berger Appell« von 1992), die Kampagne der Plastik­in­dus­trie und der Toxiko­logen gegen Epide­mio­logen nach, die die Wirkung von endokrinen Disrup­t­oren wie dem Weich­ma­cher Bisphenyl A erforscht haben.

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