Neuer Totalitarismus durch KI? Unwahrscheinlich.

In einem Inter­view mit dem Handels­blatt zum Thema KI-Revolu­tion sagte der israe­li­sche Histo­riker Yuval Harari: „Nicht wenige glauben, dass das goldene Zeitalter des Totali­ta­rismus beginnt.“ Laut Einlei­tung glaubt Harari, „dass die KI-Revolu­tion das Zeug hat, die Evolu­tion zu verän­dern“. Meine kriti­schen Anmer­kungen: Keine Hinweise auf Enflüsse auf die mensch­liche Evolu­tion; Missach­tung von Wahler­geb­nissen vergessen; KI-Bot und Captcha-Rätsel unklar formu­liert; eigene Wahrneh­mung und kultu­relle Prägung nicht trennbar; Musik ist nicht zu verbieten; Maßstab Militär- und Gesund­heits­aus­gaben ist gut, spricht aber nicht immer für “liberale Demokra­tien”.

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Voller Morden? Nein, die Welt ist voller Küsse.

Eine Welt voller Küsse: Massen­küssen in Zürich (Youtube-Video)

Der briti­sche Philo­soph Thomas Hobbes behaup­tete im 17. Jahrhun­dert, die Mensch­heit sei von Natur aus in einen Krieg aller gegen alle verstrickt, und nur dank einiger absoluter Herrscher sei dieser Kriegs­zu­stand in vielen Ländern unter­drückt. In anderen Gestalten tauchte das gleiche Dogma seitdem immer wieder auf. Etwa in der Form: “Die Welt ist voller Morden” (Walter Flex 1917). Oder: „Wo man hinschaut: Die Welt brennt an allen Ecken und Enden.“ So geisterte es 2014, hundert Jahre nach Beginn des I. Weltkriegs, durch Kommen­tare, Modera­tionen und Facebook-Beiträge.[1] 2023, mit dem Ukrai­ne­krieg und dem neuen Nahost­krieg im Nacken, schien alles noch viel schlimmer geworden zu sein. Doch ich bin geneigt, das Dogma in dieser Form für einen Irrtum zu halten, den man buchstäb­lich wider­legen kann. Denn jeden, der mich jetzt ungläubig und kopfschüt­telnd anstarrt, bitte ich, den Bildschirm für drei Minuten auszu­schalten und in dieser Zeit alle Länder aufzu­zählen, in denen jetzt, also am heutigen Tage, Menschen im Krieg gestorben sind.

Ja, meine Liebe, mein Lieber – welche Länder sind das?

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Was Elon Musk gegen die Künstliche Intelligenz hat

Ende März 2023 veröf­fent­lichte das Future of Life Insti­tute in Narberth, Pennsyl­vania (USA), einen offenen Brief, der die KI-Labore wegen drohender Gefahren zu einem sechs­mo­na­tigen Entwicklungs­moratorium und die Gesetz­geber zu regulie­renden Gesetzen aufrief. Zu den Erstun­ter­zeich­nern gehörten Tesla- und Twitter-Chef Elon Musk, der Apple-Mitbe­gründer Steven Wozniak und der Skype-Gründer Jaan Tallinn. Der Aufruf brachte einmal mehr ohne Indizien oder Begrün­dung die KI in Zusam­men­hang mit Propa­ganda und Lügen („Should we let machines flood our infor­ma­tion channels with propa­ganda and untruth?“) und stellte weitere steile Thesen auf wie die, dass KI uns Menschen überall ersetzen und die Zivili­sa­tion wegen KI außer Kontrolle geraten könne. Alles rheto­risch so gesetzt, als seien die KI-Entwickler, also Leute von OpenAI, Micro­soft und Google, Menschen, die das alles wollen oder billi­gend oder fahrlässig in Kauf nehmen, und als seien die Unter­zeichner die Leute, die das nicht wollen.

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Wird die KI das Problem der »Fake News« verschlimmern?

Im internen Chat eines Berufs­ver­bands der Kreativ­wirt­schaft ging es seit Dezember 2022 hoch her: Viele Kolle­ginnen und Kollegen probierten den KI-Bot ChatGPT aus und tauschten sich über ihre Erfah­rungen aus. Eine Kritik an der neuen Technik kam immer wieder auf: die Prognose, die KI werde von Konzernen, Dikta­toren und Trollen dazu genutzt werden, gewal­tige Fluten von »Fake News« zu erzeugen, die die allge­meine Verwir­rung noch weiter steigern werden. Als Histo­riker und Polito­loge frage ich: Ist diese Prognose plausibel? Und ist das wirklich das zentrale Problem der KI-Bots?

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Nein, die Filterblasen und Echokammern sind nicht schuld

Den seltsamen Wider­spruch habe ich schon mehrfach erwähnt: Einer­seits heißt es dauernd, die sozialen Medien hielten uns in Filter­blasen und Echokam­mern gefangen, in denen wir nur noch Menschen begeg­neten, die unsere Meinungen teilen. Anderer­seits heißt es genauso dauernd, die sozialen Medien hätten zu einer Verro­hung der politi­schen Debatten geführt. Diese beiden Thesen passen einfach nicht zusammen und wider­spre­chen meiner persön­li­chen Erfah­rung, dass Debatten mit verhär­teten Fronten genau dann entstehen, wenn ich im Internet mit politi­schen Gegnern disku­tiere, mich also gerade außer­halb meiner angeb­li­chen Filter­blase bewege. Das hat 2022 der Amster­damer Sozio­loge Petter Törnberg in einer Studie bestä­tigt.

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Die wunderbare Welt der Panzer

Einer freut sich ’nen Säbel über den Krieg: Der Leopard-Hersteller Rhein­me­tall. Sicher auch BASF und andere Chemie­kon­zerne, die Grund­stoffe für die Munition liefern. Die Zeitung “Werben & Verkaufen (W&V)” unter­suchte und bewer­tete im Februar 2023 die dazu passenden Werbe­kam­pa­gnen von Rhein­me­tall. Ich zitiere Auszüge.

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Mythen über den Massenmord von Manhattan

Zum 20. Jahrestag der Ereig­nisse des 11. September 2001, der unser Leben mitprägte, habe ich mir erlaubt, die wichtigsten „ungeklärten Fragen“ der sog. Truther zu beant­worten: in der Freitag-Commu­nity und in drei Videos auf Vimeo (Teil 1Teil 2Teil 3). Nach Prüfung aller Einwände und umfang­rei­chen Recher­chen bleibe ich dabei: Es waren 19 arabi­sche Mörder, die am 11. September 2001 vier Flugzeuge entführt und mit drei davon das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington angegriffen haben. Die Gebäude wurden nicht gesprengt, sondern sind durch das vom Flugbenzin entfachte Feuer einge­stürzt. Auch das Gebäude WTC‑7, das erst Stunden später einstürzte.

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Der Feind steht rechts

Ein links­li­be­raler Medien­topos ist die Klage über die Spaltung der Gesell­schaften, über unver­söhn­liche, oft moralisch durch­wirkte Kontro­versen, und oft werden Social Media und die berüch­tigten Filter­blasen dafür verant­wort­lich gemacht, die angeb­lich das Internet erzeugt. Abgesehen davon, dass diese Erklä­rungs­ver­suche einander krass wider­spre­chen – denn wenn wir wirklich in Filter­blasen lebten, dann würden wir mit denen, mit denen wir uns streiten, nie zusam­men­stoßen –, abgesehen davon sind sie histo­risch einfach falsch. Die Spaltung geht auf Aktivi­täten alter Männer in alten Medien zurück.

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Der Unfug vom binären Denken

Im WDR-Funkhaus­ge­spräch stritten am 12. November 2020 der Polito­loge Karl-Rudolf Korte, die Jungso­zia­listin Jessica Rosen­thal und die Klima­ak­ti­vistin Ronja Weil über die »Krise der Parteien« und die Frage, ob eine »Demokratie von unten« an ihre Stelle treten kann. Korte sagte in der Debatte einige kluge Dinge, aber als es darum ging, warum manche Konflikte zwischen verschie­denen Gruppen, etwa zwischen Coronabe­sorgten und Coronai­gno­ranten, oft eska­lieren, glitt er in ein Dünkel­dogma ab: Er führte solche Eskala­tionen auf die »binäre Logik« der Computer und das damit einher­ge­hende »binäre Denken« der Inter­net­be­nutzer zurück.

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20 Fragen der „Coronakritiker“, hier beantwortet

Unter dem Titel „Fragen­ka­talog von Fragen, die die Medien uns zur Zeit nicht beant­worten“ lassen sog. Corona­kri­tiker seit Ende August 2020 Fragen kursieren und fordern ihre Anhän­ge­rinnen auf, die angeb­lich unbeant­wor­teten Fragen weiter­zu­leiten. Ich verderbe ihnen das Spiel­chen ein bisschen, indem ich die ersten 20 davon hier beant­worte – und zwar unter Rückgriff auf diverse Medien­be­richte. Die Fragen 17 und 18 habe ich nicht inhalt­lich beant­wortet. Alle Fragen fangen mit dem Vorsatz “Wie kann es sein” an.

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