Wir wissen es nicht? Doch, oft wissen wir genug, um eingreifen zu können

Pascal Vasselin und Franck Cuveil­lier stellten 2020 im Doku­men­tar­film »La fabrique de l’ignorance« Forschungs­er­geb­nisse der Agnoto­logie vor, die die gezielte Produk­tion von Nicht­wissen, die Verne­be­lung wissen­schaft­li­cher Erkennt­nisse durch Indus­trie­lobbys und konser­va­tive Denkfa­briken unter­sucht. In zahlrei­chen Inter­views mit Psycho­logen, Wissen­schafts­his­to­ri­kern u.a. erleben wir die Kampagne der Chemie­kon­zerne gegen die Entomo­logie (Thema Neoni­ko­tin­oide und Bienen­sterben), die Kampagne der Tabakindu­strie gegen die Krebs­for­schung, die Kampagne von Physi­kern gegen die Klima­for­schung (darunter den »Heidel­berger Appell« von 1992), die Kampagne der Plastik­in­dus­trie und der Toxiko­logen gegen Epide­mio­logen nach, die die Wirkung von endokrinen Disrup­t­oren wie dem Weich­ma­cher Bisphenyl A erforscht haben.

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Der Unfug vom binären Denken

Im WDR-Funkhaus­ge­spräch stritten am 12. November 2020 der Polito­loge Karl-Rudolf Korte, die Jungso­zia­listin Jessica Rosen­thal und die Klima­ak­ti­vistin Ronja Weil über die »Krise der Parteien« und die Frage, ob eine »Demokratie von unten« an ihre Stelle treten kann. Korte sagte in der Debatte einige kluge Dinge, aber als es darum ging, warum manche Konflikte zwischen verschie­denen Gruppen, etwa zwischen Coronabe­sorgten und Coronai­gno­ranten, oft eska­lieren, glitt er in ein Dünkel­dogma ab: Er führte solche Eskala­tionen auf die »binäre Logik« der Computer und das damit einher­ge­hende »binäre Denken« der Inter­net­be­nutzer zurück.

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20 Fragen der „Coronakritiker“, hier beantwortet

Unter dem Titel „Fragen­ka­talog von Fragen, die die Medien uns zur Zeit nicht beant­worten“ lassen sog. Corona­kri­tiker seit Ende August 2020 Fragen kursieren und fordern ihre Anhän­ge­rinnen auf, die angeb­lich unbeant­wor­teten Fragen weiter­zu­leiten. Ich verderbe ihnen das Spiel­chen ein bisschen, indem ich die ersten 20 davon hier beant­worte – und zwar unter Rückgriff auf diverse Medien­be­richte. Die Fragen 17 und 18 habe ich nicht inhalt­lich beant­wortet. Alle Fragen fangen mit dem Vorsatz “Wie kann es sein” an.

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Die Seuche als historisches Ereignis (Stand 1. Juli 2020)

Von Jens Jürgen Korff
Der Streit mit Leuten, die einen „Corona-Fake“ sehen, auch der Streit um die Einschät­zung der Opfer­zahlen, drängt mich dazu, als Histo­riker eine Einschät­zung der strit­tigen Fragen vorzu­nehmen. Dabei geht es nach Lage der Dinge zunächst um die histo­ri­sche Entwick­lung der Seuche und der Gegen­maß­nahmen, vor allem des großen Lockdown im März 2020. Als histo­ri­sches Ereignis hat die Seuche zusammen mit der Kontakt­sperre natür­lich auch länger­fris­tige Folgen, die Histo­riker analy­sieren müssen – aber dazu ist es zu früh.

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Der umgedrehte Hobbes: Jäger und Sammler waren nicht kriegerisch, sondern solidarisch

Der immer noch häufig zitierte briti­sche Philo­soph Thomas Hobbes behaup­tete 1651 in seinem staats­theo­r­ethi­schen Werk »Levia­than«, die Menschen im Natur­zu­stand hätten einen Krieg aller gegen alle (bellum omnium contra omnes) geführt. Diese These warf eigent­lich immer schon die Frage auf, wie die Mensch­heit diesen lebens­ge­fähr­li­chen Zustand über Zehntau­sende von Jahren hinweg überlebt haben soll. Dass an Hobbes’ Theorie und Basta-Dogma nichts dran ist, zeigen neuere Erkennt­nisse von Anthro­po­logen und Geneti­kern, die Carel van Schaik und Kai Michel 2016 zusam­men­trugen.

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Das Ende ist nah. Und wehe, wenn nicht!

Im August 2017 veröf­fent­lichte die Bertels­mann-Stiftung ihre Religi­ons­mo­nitor-Studie. Dort kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass sich die meisten Muslime in Deutsch­land nach einigen Jahren, oder wenn sie hier geboren wurden, ziemlich gut ins deutsche Bildungs­system und ins deutsche Berufs­leben integrieren. Die Meldungen darüber lösten, wie Said Rezek in der taz am 30.1.2018 rekapi­tu­lierte, keine Erleich­te­rung, sondern eine Empörungs- und Hasswelle aus. „Lügen­wissenschaft!“ schrien die Deutsch­nationalen allent­halben und griffen auf Goebbels‘ alte Geheim­waffe zurück, das gefälschte Churchill-Zitat: „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast!“ Das christ­liche Abend­land geht unter, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche! Was ist da los? Das Ende ist nah. Und wehe, wenn nicht! weiter­lesen

Finde die Wahrheit über Barschel, Diana, Möllemann und Haider

Uwe Barschel wurde ermordet.“ Prinzessin Diana, Jürgen Mölle­mann und Jörg Haider natür­lich auch. Oder: „Die wahren Hinter­gründe der Ereig­nisse sind geheim, und alle ‚offizi­ellen Versionen‘ sind gelogen.“ Gegen nervige Verschwö­rungs­theo­rien dieser Art hilft eine mittel­al­ter­liche Waffe – nämlich Ockhams Rasier­messer. (Dieser Artikel beruht auf einem Kapitel in meinem Buch.)
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Operation Ibn Sina: der Ruhm des Islam

Martin Chulov, Nahost-Korre­spon­dent des »Guardian«, berich­tete im September 2016 über den mutmaß­li­chen Nieder­gang des IS-Djiha­dismus in Syrien (dt. im Freitag, 15.9.2016). Dort schreibt er, vor allem die terro­ris­ti­sche Bedro­hung des Westens werde anhalten, denn »die Kämpfer werden mit der Behaup­tung gelockt, ihre Genera­tion habe das Privileg, … den verloren gegan­genen Ruhm des Islam wieder­her­zu­stellen«. Es ist also an der Zeit, ihnen diese Aufgabe streitig zu machen. Dafür brauchen wir Ibn Sina, Ibn Rušd und al-Andalus. Opera­tion Ibn Sina: der Ruhm des Islam weiter­lesen

„Die Pyramiden von Gizeh haben Außerirdische gebaut.“

Der Schweizer Hotelier und Religi­ons­stifter Erich von Däniken machte sich in den 1960er Jahren, als Raumfahrt und UFOs ein großes Thema waren, bekannt mit der steilen These, dass die Pyramiden von Gizeh, die Geogly­phen von Nazca und andere große Bauwerke der Frühge­schichte oder frühen Antike nur mit Hilfe hoch techni­sierter Außer­ir­di­scher hätten gebaut werden können. Die Menschen wären, so Däniken, mit ihren damaligen techni­schen Mitteln zu solchen Bauten gar nicht fähig gewesen. Diese Theorie sei hier nur als Beispiel für allerlei abstruse Gedan­ken­ge­bäude genannt, die Menschen im Lauf der Jahrhun­derte bereits ersonnen haben. Der Infor­ma­tiker Jürgen Beetz ist ein ganz beson­derer „Freund“ solcher Dogmen und hat eine Erwide­rung zu bieten: Rudis Teekanne. „Die Pyramiden von Gizeh haben Außer­ir­di­sche gebaut.“ weiter­lesen