„Das Auto ist des Deutschen liebstes Kind.“ Ei, das ist vorbei.

Die beliebte Redensart ertönte jahrzehn­te­lang gebets­müh­len­artig immer dann, wenn irgendwo ein neuer Götzen­dienst der deutschen Beschleu­ni­gungs­kirche eröffnet wurde – etwa zur Inter­na­tio­nalen Automobil-Ausstel­lung 2011. Gepaart oft mit Auspuff­dogma Nummer 2: „Jeder siebte deutsche Arbeits­platz hängt von der Autoin­dus­trie ab.“ In neuerer Zeit liest man aber auch Entgeg­nungen, etwa hier bei auto​.de vom 30.9.2017, denn Markt­stu­dien sprechen schon lange eine andere Sprache.

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Die Abgründe der Geht-nicht-gibt’s‑nicht-Kultur

Der VW-Diesel-Skandal ist offenbar ein Muster­bei­spiel dafür, wie das Dogma und die Haltung „Geht nicht gibt’s nicht“ einen Konzern ins Verderben führen kann. Und nicht nur einen Konzern; sondern auch, was gerne vergessen wird, die ganze Gesell­schaft. Die Grenz­werte für Stick­oxide, die die VWs in Usa und Europa drastisch überschritten haben, sind ja keine Erfin­dung fanati­scher Umwelt­schutz-Bürokraten, sondern sie kommen daher, dass Stick­oxide gesund­heits­schäd­lich sind. Die VW-Diesel­autos gefährden also die Gesund­heit von Millionen Menschen. Inzwi­schen proble­ma­ti­sieren Unter­neh­mens­be­rater eine Form von Reali­täts­ver­lust bei Top-Managern, die Betrugs­fälle wie bei VW provo­ziert.  Die Abgründe der Geht-nicht-gibt’s‑nicht-Kultur weiter­lesen

Stimmt nicht: “Jeder siebte deutsche Arbeitsplatz hängt von der Autoindustrie ab.”

So viele sind es wirklich: 2 %!
So viele sind es wirklich: 2 %!

Anläss­lich der VW-Diesel-Krise musste das jahrzehn­te­alte Zahlendogma der deutschen Beton­köpfe wieder mal herhalten: “Jeder siebte deutsche Arbeits­platz hängt direkt oder indirekt von der Autoin­dus­trie ab”, behaup­tete Wirtschafts­mi­nister Sigmar Gabriel laut NDR am 22.9.2015,* ohne auch nur den Schatten eines Belegs für seine steile These beizu­bringen. Aller­dings fragte ihn bis jetzt auch niemand nach einem Beleg, da alle Journa­listen das Dogma eben seit Jahrzehnten kennen. Es ist jedoch eindeutig falsch. Stimmt nicht: “Jeder siebte deutsche Arbeits­platz hängt von der Autoin­dus­trie ab.” weiter­lesen

„Wir können nicht davon leben, uns gegenseitig die Haare zu schneiden.”

Das Online-Magazin Telepolis (Hannover) veröf­fent­lichte am 20.2.2015 als Auszug aus dem Buch meine Kritik an Gerhard Schrö­ders Basta-Dogma, nach dem wir nicht von Dienst­leis­tungen leben können, sondern immer erst mal kräftig Stahl, Beton oder Autos bauen müssen, ehe wir uns weicheren Gütern wie Bildung, Gesund­heit oder Schön­heit widmen können. Ich liefere eine Reihe von Gegen­bei­spielen. Doch auch die Telepolis-Gemeinde ist nicht faul und debat­tiert bereits munter meine Thesen. Die meisten dort sind derzeit anderer Meinung als ich. Hier gehe ich auf einige der Argumente ein. „Wir können nicht davon leben, uns gegen­seitig die Haare zu schneiden.” weiter­lesen