Stefan Austs Gewaltkultproblem und seine aktuellen Folgen

Der konservative Journalist und »Welt«-Herausgeber Stefan Aust lieferte im Februar 2024 eine historisch anmutende Abrechnung mit dem angeblich grün träumenden »Ampeldeutschland« ab. Der Ökonom und Entwicklungsexperte Helmut Federmann schickte sie mir zu. Der durch und durch konservativ und miltaristisch gestrickten Analyse möchte ich bei fast jedem Satz des bekannten Publizisten widersprechen. Vier Beispiele aus seiner Einleitung:

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Deutschland ohne Nazis I: Bismarck und Bebel im Finale

Die Nazizeit, sagte AfD-Gauland, war ein Vogelschiss in der deutschen Geschichte. OK, wir schauen uns den Rest der Geschichte an! Deckt er die ewigen Legenden der Konservativen und Deutschnationalen? Oder finden Linksdemokraten und Pazifistinnen dort ihre Wurzeln? Fragen an den Historiker Korff. Im ersten Teil der Serie lässt Korff Bismarck und Bebel gegeneinander antreten.

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Batman und die rotgrüne Flut

Konservative deutsche Intellektuelle lassen sich mit Vorliebe als mutige und widerständige Helden abfeiern. »Den Rechten ein Ärgernis, den Linken ein Juckpulver«, so hieß es in mehreren Nachrufen auf den Publizisten Karl Heinz Bohrer, obwohl keiner davon eine Episode zu nennen weiß, in denen Bohrers Positionen irgendwelchen Rechten ein Ärgernis gewesen wären. Stattdessen bekam er von FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube den Orden »Einer der frühen Kämpfer gegen die Anpassung des Denkens an moralische Gesichtspunkte« angehängt. »Er ist ein Kurt Tucholsky unserer Zeit, mit der Seele eines Clowns.« Springer-Chef Matthias Döpfner gratulierte dem Publizisten Henryk Broder zum 75. Geburtstag, in der »Welt« und ausführlich zitiert vom WDR 20.8.2021.

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Der Feind steht rechts

Ein linksliberaler Medientopos ist die Klage über die Spaltung der Gesellschaften, über unversöhnliche, oft moralisch durchwirkte Kontroversen, und oft werden Social Media und die berüchtigten Filterblasen dafür verantwortlich gemacht, die angeblich das Internet erzeugt. Abgesehen davon, dass diese Erklärungsversuche einander krass widersprechen – denn wenn wir wirklich in Filterblasen lebten, dann würden wir mit denen, mit denen wir uns streiten, nie zusammenstoßen –, abgesehen davon sind sie historisch einfach falsch. Die Spaltung geht auf Aktivitäten alter Männer in alten Medien zurück.

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Zur Sozialpolitik der AfD

Die AfD als Interessenvertretung der Erniedrigten und Beleidigten? Im Interview der Wochenzeitung der Freitag nimmt Prof. Dr. Gerd Bosbach den sozialpolitischen Leitantrag der AfD auseinander und analysiert die Konflikte zwischen Neoliberalen und völkischen Nationalisten. der Freitag 48/2020

Der konservative Katechismus des Technokraten Bolz

Der konservative Medienwissenschaftler Norbert Bolz agitierte in seinem Buch »Die Avantgarde der Angst« gegen die apokalyp­tische Religion der Klimaschützer. Der »Freitag« veranstaltete ein Streitgespräch zwischen Bolz und dem Politologen Albrecht von Lucke (3. 12. 2020). Der Fridays-for-Future-Bewegung, speziell Luisa Neubauer warf Bolz vor, als apokalyptische Sekte aufzutreten. Er selbst trat für die betonierte Religion der Naturbeherrschung ein.

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Eine Herrschaft der Dummen gibt es nicht

Seit dem späten 19. Jahrhundert warnen Sozialdarwinisten in Deutschland vor einer zunehmenden Verdummung der Menschen und einer Machtübernahme der Dummen. Grund sei die höhere Vermehrungsrate der Dummen und die niedrigere der Intelligenten. In der Regel paarte sich diese kulturpessimistische Klage mit der Klage über die Demokratie: Die Demokratie führe zu einer Herrschaft der Dummen (Ochlokratie) und gefährde deshalb den Fortbestand der Kultur. Sie müsse durch eine Oligarchie (Herrschaft der Wenigen) oder Aristokratie (Herrschaft der Besten) ersetzt werden, sagt diejenige politische Strömung, die um 1800 aus der Rechtfertigung der Vorrechte des Adels entstanden ist. Diese beiden Theorien sind durch den Verlauf der Geschichte der letzten 150 Jahre hinreichend widerlegt, um als falsch gelten zu können.

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Der Mythos einer Weltregierung – zerlegt in acht Sätzen

Von Jens Jürgen Korff

Die Coronakrise hat eine Flut von Äußerungen ausgelöst, in denen einzelne Demagogen wie Ken Jebsen und Torsten Engelbrecht behaupten, die Seuche sei ein Fake und diene nur dazu, eine „Neue Weltordnung“ zu errichten, in der Bill Gates oder andere die komplette Menschheit ihrer Diktatur unterwerfen. Doch ist, mit etwas historischem und politologischem Verständnis betrachtet, eine diktatorische Weltregierung ein Ding der Unmöglichkeit. Aus fünf Gründen.

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Warum Rockefeller? Warum Gates? Hetzer und ihre Hexen

Im April und Mai 2020 eskalierten plötzlich die Proteste gegen das Seuchenregime der Bundesregierung – seltsamerweise genau in dem Moment, als es zu bröckeln begann und die ersten Lockerungen wirksam wurden. Oder auch nicht seltsam: Schon so manche Revolte wurde nicht von der Tyrannei eines Regimes ausgelöst, sondern von seinem Wanken. Bürgerrechtler, Anarchisten, Impfgegnerinnen, Konservative und Sektiererinnen gruppierten sich zur Phalanx gegen zwei gemeinsame Erzfeinde: Christoph Drosten und Bill Gates. Die neue avirale Szene griff auf Hellebarden und Vorderlader der alt-antisemitischen Armee zurück.

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Fünf Thesen zu #Thüringen

Das hysterische Geschrei um die Ereignisse in Thüringen überschritt im Februar 2020 sämtliche Lärmschutz-Grenzwerte. Geht das Ganze auch eine Nummer bedächtiger? Ich versuch’s mal mit fünf Klarstellungen, die mir wichtig erscheinen.

  1. Kemmerich ist kein Faschist, sondern ein Liberaler. Seine Wahl ist keine Machtergreifung. Er trachtet niemandem nach dem Leben.
  2. Höcke ist zwar ein Faschist, aber die AfD als Ganzes ist keine faschistische Partei, sondern eine nationalkonservative.
  3. Nationalkonservativ zu sein wie die AfD ist schlimm genug. Alle Nazivergleiche sind falsch, weil sie die Naziverbrechen verharmlosen. Die AfD ist vielmehr mit der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) zu vergleichen.
  4. Der Landtag wurde so gewählt, wie er ist. Das haben wir als Demokraten zu respektieren. Die Wähler haben gesprochen.
  5. Eine Auflösung des Landtags wäre eine Dummheit, weil bei Neuwahlen die AfD wahrscheinlich noch stärker wird. Das bitte aus Weimar lernen!
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