Neuer Totalitarismus durch KI? Unwahrscheinlich.

In einem Inter­view mit dem Handels­blatt zum Thema KI-Revolu­tion sagte der israe­li­sche Histo­riker Yuval Harari: „Nicht wenige glauben, dass das goldene Zeitalter des Totali­ta­rismus beginnt.“ Laut Einlei­tung glaubt Harari, „dass die KI-Revolu­tion das Zeug hat, die Evolu­tion zu verän­dern“. Meine kriti­schen Anmer­kungen: Keine Hinweise auf Enflüsse auf die mensch­liche Evolu­tion; Missach­tung von Wahler­geb­nissen vergessen; KI-Bot und Captcha-Rätsel unklar formu­liert; eigene Wahrneh­mung und kultu­relle Prägung nicht trennbar; Musik ist nicht zu verbieten; Maßstab Militär- und Gesund­heits­aus­gaben ist gut, spricht aber nicht immer für “liberale Demokra­tien”.

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Populisten? Konservative!

Im »Freitag« kriti­sierte Velten Schäfer im Oktober 2024 das abgegrif­fene und inhalts­leere Wort »Populismus« und empfahl, es zu meiden. Ich stimmte per Kommentar zu: In dem Wort Populismus steckt in der Tat eine konser­va­tive Arroganz, die ich noch von meinem Großvater kenne: der Spruch „Vox populi vox Rindvieh“ (Volkes Stimme ist Rindvieh­stimme).

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Ist Negatives konsensfähiger als Positives?

Richard Häusler, Leiter der Berliner Beratungs­agentur Stratum Consult, agitierte im Mai und Juli 2023 gegen positiv formu­lierte Nachhal­tig­keits­ziele, also das UN-Programm eines »guten Lebens für alle«. Er verwies darauf, dass Menschen sehr unter­schied­liche positive Ziele verfolgen, und fragte: „Wie kommen wir also dazu, unter dem Ethos-Label „Nachhal­tig­keit“ ein einheit­li­ches Lebens­glück und ‑ziel für alle zu postu­lieren?“ Während positive Ziele kaum konsens­fähig seien, seien wir uns in der Regel schnell darüber einig, welche negativen Erleb­nisse und Gefahren wir vermeiden wollen. Dieser Ansatz prägt auch viele Kunst­werke. Ich stimme seiner Schluss­fol­ge­rung zu, nicht jedoch seiner anthro­po­lo­gi­schen Herlei­tung, und biete eine sozial­kul­tu­relle Alter­na­tive an.

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Heute im Programm: Wagner für Warlords

Im Juni 2023 wagte Alexander Prigo­schin, Komman­dant der russi­schen Söldner­truppe »Wagner«, einen Putsch­ver­such gegen Präsi­dent Putin und Kriegs­mi­nister Schoigu, denen er Versagen bei der Planung des Krieges gegen die Ukraine vorwarf. Das WDR3-Mosaik spielte am 27. Juni aus diesem Anlass den Pilger­chor aus Richard Wagners Oper »Tannhäuser«, und Moderator Michael Struck-Schloen wunderte sich über den Namen »Wagner«. Ja, damit sei tatsäch­lich der Kompo­nist Wagner gemeint. Aber was, um Himmels willen, habe denn Wagner und seine Musik mit dem Krieg zu tun? Ich erlaube mir hier zu antworten.

Bild: Cesare Viazzi: La caval­cata delle Valchirie (Der Ritt der Walküren) – Wikimedia Commons

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Ihre Namen seien: Diametrale, Progressive und Plurale

Es wird offenbar ernst­haft darüber nachge­dacht, die nach 2001 entstan­dene westliche Kultur mit dem läppi­schen Wort „postpost­mo­dern“ zu bezeichnen.[1] Das spätes­tens sollte Menschen, denen Worte und Geschichte wichtig sind, Anlass geben, über Sinn und Unsinn gängiger Epochen­begriffe nachzu­denken. Der Histo­riker und Werbe­texter Jens Jürgen Korff schlägt hier sechs neue vor.[2]

Bild: Von Skulptur: Max Bill; Foto: Volker Wagenitz – Eigenes Werk, CC0

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Eine Welt ohne Religion?

Natur­wis­sen­schaft­le­rinnen und Techniker werfen uns Geistes- und Sozial­wis­sen­schaft­le­rinnen gerne vor, wir schnitzten uns eine Welt, wie sie uns gefällt. Doch wenn es um Religion geht, tun jene praktisch genau das, was sie uns vorwerfen: Sie konstru­ieren eine Kultur ohne Religion, eine Stadt ohne Kirchen, also eine Art Dreieck ohne Winkel. Übrigens wäre eine Welt ohne Religion vermut­lich eine Welt ohne Kunst.

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Du auch Parallelgesellschaft? Willkommen im Club!

Deutschland gespalten? Das ist gar nicht so.

Der Journa­list und Sozio­loge Jürgen Kaube, Mitheraus­geber der FAZ, veröffent­lichte 2022 das Buch »Die gespal­tene Gesell­schaft« und sprach darüber am 12. November 2022 mit dem WDR3 »Mosaik«. Darin bestä­tigt er meine Sicht­weise auf Paral­lel­ge­sell­schaften: Wenn die Migran­ten­viertel in Essen-Katern­berg Paral­lel­ge­sell­schaften sein sollen, dann sind auch die Villen­viertel in Essen-Bredeney Parallelgesell­schaften.

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Ein Kampf um die blaue Blume

Der Litera­tur­his­to­riker Gunnar Decker, Autor einer Biografie des ostdeut­schen Schrift­stel­lers und Kommu­nisten Franz Fühmann, würdigte die Rolle Fühmanns zu seinem 100. Geburtstag. Fühmann vertei­digte in den 1970er Jahren in der DDR die Tradi­tion der deutschen Romantik gegen ihre Gegner, darunter Peter Hacks.

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Die Aufklärer waren Kolonialisten? Ganz im Gegenteil!

Die usamisch-deutsche Philo­so­phin Susan Neiman demon­tierte im »Freitag« ausführ­lich den Trend, die Philo­so­phen der Aufklä­rung und ihr Konzept der Menschen­rechte für den Kolonia­lismus verant­wort­lich zu machen. In Wirklich­keit haben Montes­quieu, Denis Diderot, Immanuel Kant und Chris­tian Wolff, so Neiman, immer wieder dezidiert den Kolonia­lismus und das eurozen­tri­sche Denken ihrer Zeitge­nossen kriti­siert.

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Claude-Monet-Allee statt Oswald-Boelcke-Allee

Eine Rede, gehalten am 9. Oktober 2021 in Nörve­nich bei Düren

Die Straße zum Flieger­horst Nörve­nich wurde nach Oswald Boelcke benannt. Genau wie das Jagdbomber­geschwader, das seit 1958 auf dem Flieger­horst Nörve­nich statio­niert ist und das seit 1961 den, wie es so schön heißt, »Tradi­ti­ons­namen Boelcke« trägt. Boelcke war einer der drei bekann­testen deutschen Kampf­pi­loten des I. Weltkriegs – neben Immel­mann und Richt­hofen.

Bild: Von Claude Monet – wartburg​.edu, Gemein­frei, https://​commons​.wikimedia​.org/​w​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​c​u​r​i​d​=​5​5​0​4​881

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