Die Seuche als historisches Ereignis (Stand 1. Juli 2020)

Von Jens Jürgen Korff
Der Streit mit Leuten, die einen „Corona-Fake“ sehen, auch der Streit um die Einschät­zung der Opfer­zahlen, drängt mich dazu, als Histo­riker eine Einschät­zung der strit­tigen Fragen vorzu­nehmen. Dabei geht es nach Lage der Dinge zunächst um die histo­ri­sche Entwick­lung der Seuche und der Gegen­maß­nahmen, vor allem des großen Lockdown im März 2020. Als histo­ri­sches Ereignis hat die Seuche zusammen mit der Kontakt­sperre natür­lich auch länger­fris­tige Folgen, die Histo­riker analy­sieren müssen – aber dazu ist es zu früh.

Die Seuche als histo­ri­sches Ereignis (Stand 1. Juli 2020) weiter­lesen

Weihnachtliches Lob der Warenwelt

Allge­gen­wärtig ist die Klage über die Kommer­zia­li­sie­rung der Weihnachts­zeit. »Schreck­lich, wie kommer­ziell es zu Weihnachten zugeht!«, rief am 19. Dezember 2019 ein Radio­mo­de­rator in WDR 3 aus. »Da genügt schon ein Blick auf die Wunsch­zettel der Kinder: Sie wollen ein Eifon 13 und Gutschi­lat­schen und ein Bättmänset von Kego.« Als Alter­na­tive propa­gierte er im nächsten Satz ein Weihnachts­ri­tual, bei dem die Kinder mit hölzernen Kegeln, Würfeln und Kreiseln beglückt werden.

Früher? War mehr Lametta

Weihnacht­li­ches Lob der Waren­welt weiter­lesen

Warum es links ist, Kohle und Stahl zu verabschieden

Essen machen: Wer am 1. Mai 2019 arbeitete
Wer am 1. Mai 2019 arbei­tete

Auf der DGB-Kundge­bung zum 1. Mai 2019 in Biele­feld sprach der Aachener Christ­de­mo­krat und NRW-Minis­ter­prä­si­dent Armin Laschet, wobei er sich gegen eine große Menge Störer durch­setzen musste. Laschet fühlte sich bemüßigt, zur Forde­rung der Klima­schützer nach Ausstieg aus der Kohle Stellung zu nehmen. Mehrfach forderte er uns Zuhörer auf, die Inter­essen der Arbeiter von Stahl‑, Aluminium‑, Chemie- und Autoin­dus­trie zu beachten. Angesichts unserer roten Fahnen betonte er, es sei nicht links, deren Arbeits­plätze zu gefährden.

Doch, es ist links, ein Stahl- oder Alumi­ni­um­werk für den Klima­schutz zu schließen. Als alter Aachener wider­spreche ich Ihnen, Herr Laschet. Warum es links ist, Kohle und Stahl zu verab­schieden weiter­lesen

Zwölf Ideen für die Revolution 2019, Baujahr 1919

Im Februar 2019 habe ich, um des hundertsten Jubiläums der deutschen Novem­ber­re­vo­lu­tion zu gedenken, in Biele­feld eine Lesung von Texten damaliger Revolu­tio­nä­rinnen und Revolu­tio­näre veran­staltet. Im Anhang meines Textbu­ches habe ich versucht, Ideen dieser Menschen auf die heutige Zeit anzuwenden. Heraus­ge­kommen sind zwölf Betrach­tungen:

  1. Export­welt­meister? Kein Grund, stolz zu sein (nach Kurt Tucholsky)
  2. Arbeiten oder Schuften? (nach Kurt Tucholsky)
  3. Arbeits­lose, aufge­passt! (nach Ret Marut al. B. Traven)
  4. Aufrüs­tung als epilep­ti­scher Anfall (nach Hugo Haase)
  5. Gewalt kann nichts Heiliges schaffen (nach Ernst Toller)
  6. Zahlen sind oft ziemlich dumm (nach Alfons Goldschmidt)
  7. Empathie kommt aus der Distanz heraus (nach Gustav Landauer)
  8. Warum der NC eine saublöde Idee ist (nach Kurt Eisner)
  9. Macht ohne Geist ist hohl (nach Klabund)
  10. Revolu­tion ist Schwes­tern­sache (nach Rosa Luxem­burg)
  11. Politik ist Kunst, und Kunst ist Radau (nach Kurt Eisner und Richard Huelsen­beck)
  12. Lebens­kunst für Regime­kri­ti­ke­rinnen (nach Rosa Luxem­burg, Erich Mühsam, Hannah Arendt)
Zwölf Ideen für die Revolu­tion 2019, Baujahr 1919 weiter­lesen

Die Arbeit geht uns aus? Leider nicht.

Das Laster der Faulheit ist nach wie vor verpönt, konsta­tiert Viola Schenz in der Süddeut­schen Zeitung vom 31.12.2017. Das sei ein Anachro­nismus, sagt sie, denn die künftige Arbeits­welt komme ohne Müßig­gang nicht aus: „Arbeit wird weniger. Die Digita­li­sie­rung nimmt uns eine Tätig­keit nach der anderen weg“, behauptet sie. Das dürfte ein Fehlschluss sein.

Die Arbeit geht uns aus? Leider nicht. weiter­lesen

„Konjunktur schadet der Wirtschaft.“

Abstruser geht’s nimmer: Die Tages­zei­tung Die Welt malte im April 2015 in einem Video einen „Senioren-Crash“ an die Wand, der angeb­lich deshalb bevor­steht, weil so viele Senioren ihr Geld nicht mehr sparen, sondern ausgeben. Im Film heißt es wörtlich: „Das ausge­ge­bene Geld wird dem Markt entzogen.“ Bitte was? „Konjunktur schadet der Wirtschaft.“ weiter­lesen

Rege Diskussionen über Autos und Wachstum bei Lesung in Bielefeld

Am 7. Mai 2015 fand im Biele­felder Welthaus eine Lesung und Diskus­sion mit Jens Jürgen Korff statt – Autor des Buches “Die dümmsten Sprüche in Politik, Kultur und Wirtschaft – und wie sie gepflegt wider­spre­chen”. Einge­laden hatte der BUND Biele­feld. Über 30 Teilnehmer erschienen und gerieten alsbald in eine lebhafte Diskus­sion über Dogmen und Antidogmen. Dabei ging es um Flughäfen, Autos, Risiken, Exporte, Wirtschafts­wachstum und Dienst­leister als Kern ganzer Wirtschafts­sek­toren. Rege Diskus­sionen über Autos und Wachstum bei Lesung in Biele­feld weiter­lesen

„Wir können nicht davon leben, uns gegenseitig die Haare zu schneiden.”

Das Online-Magazin Telepolis (Hannover) veröf­fent­lichte am 20.2.2015 als Auszug aus dem Buch meine Kritik an Gerhard Schrö­ders Basta-Dogma, nach dem wir nicht von Dienst­leis­tungen leben können, sondern immer erst mal kräftig Stahl, Beton oder Autos bauen müssen, ehe wir uns weicheren Gütern wie Bildung, Gesund­heit oder Schön­heit widmen können. Ich liefere eine Reihe von Gegen­bei­spielen. Doch auch die Telepolis-Gemeinde ist nicht faul und debat­tiert bereits munter meine Thesen. Die meisten dort sind derzeit anderer Meinung als ich. Hier gehe ich auf einige der Argumente ein. „Wir können nicht davon leben, uns gegen­seitig die Haare zu schneiden.” weiter­lesen