Dumme Sprüche gibt es wie Klee im Rasen. Deshalb möchte ich die Sache hier etwas enger fassen und mich in diesem Buch nur einer besonderen Art von dummen Sprüchen widmen: Dogmen. Dogmen sind Glaubenssätze, die eine scheinbar ewige Wahrheit verkünden. Ein Dogma tut so, als würde es eine Tatsache feststellen, die niemand ernsthaft bezweifeln kann. Dabei ist es weitgehend immun gegenüber Einzeltatsachen, die ihm zuwiderlaufen; denn das Dogma hat immer das große Ganze im Blick. Dogmen stellen in der Regel keine wirklichen Tatsachen fest, sondern geben eine Prognose ab oder beschreiben eine vermeintliche Lebensweisheit. Deshalb kann man Dogmen auch nicht widerlegen. Man kann ihnen aber widersprechen, Gründe benennen, die gegen sie sprechen, auf ihre inneren Widersprüche verweisen und aufzeigen, welche wichtigen Aspekte sie ignorieren.
Ich unterscheide in diesem Buch drei Typen von Dogmen: „Dogmen der Betonköpfe“, „Basta-Dogmen“ und „Dünkeldogmen“.
Die Dogmen der Betonköpfe dienen in der Regel dazu, eine bestimmte Art des Wirtschaftens als die einzig mögliche zu definieren: Flughäfen sind Jobmaschinen. Jeder siebte deutsche Arbeitsplatz hängt von der Autoindustrie ab. Wir können nicht davon leben, uns gegenseitig die Haare zu schneiden. Kapital ist ein scheues Reh.
Basta-Dogmen sollen Diskussionen beenden und so dafür sorgen, dass Herrschaftsverhältnisse nicht angetastet werden: Wer arbeiten will, findet auch Arbeit. Wer A sagt, muss auch B sagen. Dazu gibt es keine Alternative. Das vereinte Volk wird niemals besiegt.
Dünkeldogmen dienen bestimmten Gruppen dazu, ihren Status als »die Besseren« zu wahren und andere Gruppen als »die Schlechteren« abzuwerten: Nicht jeder Moslem ist ein Terrorist, aber jeder Terrorist ist ein Moslem. Vox populi vox Rindvieh. Politik verdirbt den Charakter.
Später habe ich noch einen vierten Typ identifiziert, die Duckmäuserdogmen. Duckmäuserdogmen sind das Gegenstück zu den Basta-Dogmen: Sie dienen Menschen dazu, sich selbst zum Schweigen zu bringen und die Hegemonie eines Basta-Dogmatikers hinzunehmen: Geld regiert die Welt. Der kleine Mann kann da gar nichts tun. Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.
Jens Jürgen Korff