Voller Morden? Nein, die Welt ist voller Küsse.

Eine Welt voller Küsse: Massen­küssen in Zürich (Youtube-Video)

Der briti­sche Philo­soph Thomas Hobbes behaup­tete im 17. Jahrhun­dert, die Mensch­heit sei von Natur aus in einen Krieg aller gegen alle verstrickt, und nur dank einiger absoluter Herrscher sei dieser Kriegs­zu­stand in vielen Ländern unter­drückt. In anderen Gestalten tauchte das gleiche Dogma seitdem immer wieder auf. Etwa in der Form: “Die Welt ist voller Morden” (Walter Flex 1917). Oder: „Wo man hinschaut: Die Welt brennt an allen Ecken und Enden.“ So geisterte es 2014, hundert Jahre nach Beginn des I. Weltkriegs, durch Kommen­tare, Modera­tionen und Facebook-Beiträge.[1] 2023, mit dem Ukrai­ne­krieg und dem neuen Nahost­krieg im Nacken, schien alles noch viel schlimmer geworden zu sein. Doch ich bin geneigt, das Dogma in dieser Form für einen Irrtum zu halten, den man buchstäb­lich wider­legen kann. Denn jeden, der mich jetzt ungläubig und kopfschüt­telnd anstarrt, bitte ich, den Bildschirm für drei Minuten auszu­schalten und in dieser Zeit alle Länder aufzu­zählen, in denen jetzt, also am heutigen Tage, Menschen im Krieg gestorben sind.

Ja, meine Liebe, mein Lieber – welche Länder sind das?

Voller Morden? Nein, die Welt ist voller Küsse. weiter­lesen

Das Böse im Auge

Das erste Foto hat mir schon gereicht: eine Schnell­straße, zwei quer stehende, ausge­brannte Autos, aufge­ris­sene Türen. Auf der Fahrbahn liegen, schemen­haft zu sehen, die Leichen der beiden Fahrer. Die Hamas ist im Zentrum des Bösen angekommen. Muss ich irgendwas revidieren? Ich glaube nicht, denn als Pazifist und Friedens­kämpfer habe ich diese Truppe und Mörder­bande auch vorher schon nicht ausstehen können oder genauer: als feind­liche Kraft erkannt.

Das Böse im Auge weiter­lesen

Mit Beethoven gegen die Folter

Künstler können die Welt nicht verän­dern? Das kann man anders sehen. Der briti­sche Evolu­ti­ons­psy­cho­loge Steven Pinker ging in dem 2011 erschie­nenen Mammut­werk »Gewalt« der Frage nach, warum sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun­derts in Europa eine Kultur des Mitleids, der Empathie ausbrei­tete (damals Empfind­sam­keit genannt) und dafür sorgte, dass die Folter stark einge­schränkt wurde, dass die Todes­strafe auf wenige Verbre­chen beschränkt wurde, …

Foto: Gefan­ge­nen­chor zur Première einer Auffüh­rung der Oper Fidelio am 28. Juni 2014 im Gefäng­nishof der Gedenk­stätte Zucht­haus Cottbus. Von Nurfoto – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://​commons​.wikimedia​.org/​w​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​c​u​r​i​d​=​3​3​6​5​5​014 

Mit Beethoven gegen die Folter weiter­lesen

Der umgedrehte Hobbes: Jäger und Sammler waren nicht kriegerisch, sondern solidarisch

Der immer noch häufig zitierte briti­sche Philo­soph Thomas Hobbes behaup­tete 1651 in seinem staats­theo­r­ethi­schen Werk »Levia­than«, die Menschen im Natur­zu­stand hätten einen Krieg aller gegen alle (bellum omnium contra omnes) geführt. Diese These warf eigent­lich immer schon die Frage auf, wie die Mensch­heit diesen lebens­ge­fähr­li­chen Zustand über Zehntau­sende von Jahren hinweg überlebt haben soll. Dass an Hobbes’ Theorie und Basta-Dogma nichts dran ist, zeigen neuere Erkennt­nisse von Anthro­po­logen und Geneti­kern, die Carel van Schaik und Kai Michel 2016 zusam­men­trugen.

Der umgedrehte Hobbes: Jäger und Sammler waren nicht kriege­risch, sondern solida­risch weiter­lesen

Das Über-Böse ist immer und überall? Einspruch, hohes Gericht!

Rebekka Reinhard näherte sich im Herbst 2017 in der »Hohen Luft« philo­so­phisch dem Holly­wood­thema Nr. 1, der Grausam­keit. Eine Mordszene aus Martin Scorseses Spiel­film „Casino“ steht als Prolog Pate. Dabei stellt sie einige Thesen über Gewalt und Grausam­keit auf, deren Dogmen­cha­rakter ich kriti­sieren will. Vor allem diese These: „Grausam­keit von Mensch zu Mensch geschieht ständig und überall, im Krieg, im Alltag, im Privaten wie im Politi­schen.“ Das Über-Böse ist immer und überall? Einspruch, hohes Gericht! weiter­lesen

Welchen Sinn die Randale in Hamburg hatte – und welche Konsequenzen wir, die pazifistischen Linken, daraus ziehen müssen.

Katja Kipping und andere Linke beklagten sich über die »sinnent­leerte Gewalt in Hamburg«. Einige der militanten „Links­ra­di­kalen“, die dort den Bürger­krieg geprobt haben, waren militä­risch so gut organi­siert, dass die Polizei keine Chance hatte, sie zu stoppen. Details darüber bringt die Repor­tage »Der Mob« in der »Zeit« vom 15.7.2017. Zugleich ist festzu­stellen, dass die Botschaften der fried­li­chen Demons­tranten zum G20 in den Medien und sogar in den Diskus­sionen, die „wir Linken“ jetzt führen, praktisch unter­ge­gangen sind. Es ist an der Zeit, an dieser Stelle 1 und 1 zusam­men­zu­zählen: Genau das war offenbar der Sinn der Attacken auf Altona und das Schan­zen­viertel. Welchen Sinn die Randale in Hamburg hatte – und welche Konse­quenzen wir, die pazifis­ti­schen Linken, daraus ziehen müssen. weiter­lesen

Randalierer sind Kämpfer? Randalierer sind eine Plage der Menschheit.

Was sind das für Leute, die sich “Autonome” oder “Anarchisten” oder “Antika­pi­ta­listen” nennen und Bahnstre­cken zerstören, Super­märkte, Friseur­läden und belie­bige Autos in einem Hamburger Kiez zerstören? Der Kommen­tator “Lou” im links­ra­di­kalen Magazin Indymedia findet erstaun­lich diffe­ren­zierte Worte darüber. Mir selber fällt da eher Polemi­sches ein.  Randa­lierer sind Kämpfer? Randa­lierer sind eine Plage der Mensch­heit. weiter­lesen

Irgendwie stimmt’s doch: Der Mensch ist des Menschen Wolf

In meinem dogmen­kri­ti­schen Buch habe ich das alte Dogma »Homo homini lupus« des briti­schen Philo­so­phen Thomas Hobbes kriti­siert: Denn Hobbes hat offen­sicht­lich inner­art­liche Aggres­sion (Mensch tötet Mensch) mit zwischen­art­li­chem Jagdver­halten (Wolf tötet Mensch, Mensch tötet Hasen) verwech­selt.1 Der usami­sche Karika­tu­rist Chris Browne hat Hobbes nun jedoch bestä­tigt – wenn auch ganz anders als Hobbes und seine Nachfolger es verstanden wissen wollten.

Irgendwie stimmt’s doch: Der Mensch ist des Menschen Wolf weiter­lesen