Höcke ist kein Nazi, sondern ein Faschist. Das ist schlimm genug.

Die AfD ist nach meinen Defini­tionen als Histo­riker keine Nazipartei, sondern eine Partei, die teilweise von Faschisten wie Björn Höcke und Alice Weidel beherrscht wird. Auch Höcke und Weidel sind keine Nazis, sondern Faschisten.

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Das Gegenteil von Lindner ist richtig

Der FDP-Vorsit­zende und Finanz­mi­nister Chris­tian Lindner, beken­nender Porschefan, stellte Anfang November 2024 ein kurzes politi­sches Programm zusammen, um die Ampel­ko­ali­tion zu sprengen. Ich kommen­tierte es in Linkedin: Lindners Thesen bieten Deutsch­land eine gute Orien­tie­rung für die Zukunft: Es wird richtig und nützlich sein, in allen Punkten genau das Gegen­teil von dem zu tun, was er fordert.

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Neuer Totalitarismus durch KI? Unwahrscheinlich.

In einem Inter­view mit dem Handels­blatt zum Thema KI-Revolu­tion sagte der israe­li­sche Histo­riker Yuval Harari: „Nicht wenige glauben, dass das goldene Zeitalter des Totali­ta­rismus beginnt.“ Laut Einlei­tung glaubt Harari, „dass die KI-Revolu­tion das Zeug hat, die Evolu­tion zu verän­dern“. Meine kriti­schen Anmer­kungen: Keine Hinweise auf Enflüsse auf die mensch­liche Evolu­tion; Missach­tung von Wahler­geb­nissen vergessen; KI-Bot und Captcha-Rätsel unklar formu­liert; eigene Wahrneh­mung und kultu­relle Prägung nicht trennbar; Musik ist nicht zu verbieten; Maßstab Militär- und Gesund­heits­aus­gaben ist gut, spricht aber nicht immer für “liberale Demokra­tien”.

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Populisten? Konservative!

Im »Freitag« kriti­sierte Velten Schäfer im Oktober 2024 das abgegrif­fene und inhalts­leere Wort »Populismus« und empfahl, es zu meiden. Ich stimmte per Kommentar zu: In dem Wort Populismus steckt in der Tat eine konser­va­tive Arroganz, die ich noch von meinem Großvater kenne: der Spruch „Vox populi vox Rindvieh“ (Volkes Stimme ist Rindvieh­stimme).

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Kolonialismus oder Antisemitismus? Arnold Gehlen hilft weiter

Aktuelle Ausein­an­der­set­zungen wie die um indone­si­sche Wandbilder auf der documenta fifteen (2022) oder um den Terror des 7. Oktober 2024 und den anschlie­ßenden Gazakrieg führen immer wieder in eine Sackgasse, in der der Schutz von Jüdinnen und Juden vor antise­mi­ti­scher Gewalt und der Kampf mit dem kolonia­lis­ti­schen Erbe in einen unüber­brück­baren Gegen­satz zu geraten scheinen.  Meine These ist, dass die histo­ri­sche Analyse des Nazire­gimes Tritt­steine gesetzt hat, die aus der Sackgasse heraus­führen können. Ich blicke über 30 Jahre zurück: Der Histo­riker Chris­tian Graf v. Krockow analy­sierte 1990 in seinem Essay »Die europäi­sche Vernunft und das deutsche Drama«[1] die Frage, warum es in Deutsch­land [und Italien] ein faschis­ti­sches Régime gab, in Großbri­tan­nien, Frank­reich [und Usa] jedoch nicht. Dort bezog er sich auf den konser­vativ-faschis­ti­schen deutschen Sozio­logen Arnold Gehlen. Über Gehlen und Krockow kommen wir einen Schritt weiter, wenn wir den Kolonia­lismus in die Analyse mit einbe­ziehen.

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Der Krieg als Vater der Illusionen

Ab 2022 wurden deutsche Kriegs­treiber nicht müde, ihre grimmige Freude über das angeb­liche Zerbre­chen von „Illusionen“ der für vergangen und überwunden erklärten Friedens­zeit auszu­drü­cken. Der israe­li­sche Psycho­loge und Histo­riker Eran Rolnik wider­sprach ihnen in einem Vortrag vor dem Sigmund-Freud-Institut: „Der Kriegt wirkt kontra-analy­tisch, und nicht nur, weil er etwas Gewalt­sames ist, sondern weil er unser Verhältnis zur Humanität entzau­bert, unsere Illusionen verstärkt und unbewusste archai­sche Fanta­sien auslöst.“

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Wenn Antikapitalisten gegen Habeck und den Klimaschutz zu Felde ziehen

Der rötlich schil­lernde (und dem Autor persön­lich bekannte) Kölner Inves­ti­gativ-Journa­list Werner Rügemer hat im Online-Magazin Manova (früher Rubikon) eine große Abrech­nung mit dem „Klima­schutz­fanatiker“ Robert Habeck und anderen angeb­li­chen „Umwelt-Lügnern“ der Grünen veröf­fent­licht. Der Artikel strotzt vor irre­führenden Halb- und Viertel­wahr­heiten; die wenigen wirklich bedenkens­werten Kritik­punkte, etwa beim Thema Grund­wasser, decken Rügemers Stoß­richtung gegen Habeck und den Klima­schutz nicht. Das Ganze scheint von links zu kommen, reiht sich politisch aber ein in den konser­va­tiven Rollback, den die Energie­­wende-Expertin Claudia Kemfert schon 2017 so charak­te­ri­sierte: „Das fossile Imperium schlägt zurück.”

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Putin ist kein Hitler, sondern ein Hindenburg

Es wimmelt seit 2022 von Gleich­set­zungen des Krieges in der Ukraine mit der Ermor­dung der Juden durch die Nazis 1941–1945. Sie sind so falsch und irrefüh­rend wie alle Shoah-Gleich­set­zungen.

Bildrechte:
[1] Fried­rich II., Von Anton Graff – Origi­nally uploaded to de.wikipedia (All user names refer to de.wikipedia):18:53, 24. Nov 2005 . . Caro1409 (Diskus­sion) . . 286 × 350 (17967 Byte)18:51, 24. Nov 2005 . . Caro1409 (Diskus­sion) . . 286 × 350 (17967 Byte), Gemein­frei, https://​commons​.wikimedia​.org/​w​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​c​u​r​i​d​=​5​2​9​840
[2] Wilhelm II. 1888, Von Bundes­ar­chiv, Bild 146−1993−098−12 /​ Reichard & Lindner /​ CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://​commons​.wikimedia​.org/​w​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​c​u​r​i​d​=​5​4​8​3​581
[3] Hinden­burg 1915, Von Original: Nicola Perscheid (1864–1930) – Staats­bi­blio­thek zu Berlin – Preußi­scher Kultur­be­sitz [1], Gemein­frei, https://​commons​.wikimedia​.org/​w​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​c​u​r​i​d​=​4​8​0​2​6​107
[4] Putin 2013, Von Kremlin​.ru, CC BY 4.0, https://​commons​.wikimedia​.org/​w​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​c​u​r​i​d​=​3​7​5​6​4​928
Montage: Jens Jürgen Korff 2024, via Canva

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Stefan Austs Gewaltkultproblem und seine aktuellen Folgen

Der konser­va­tive Journa­list und »Welt«-Herausgeber Stefan Aust lieferte im Februar 2024 eine histo­risch anmutende Abrech­nung mit dem angeb­lich grün träumenden »Ampel­deutsch­land« ab. Der Ökonom und Entwick­lungs­experte Helmut Feder­mann schickte sie mir zu. Der durch und durch konser­vativ und milta­ris­tisch gestrickten Analyse möchte ich bei fast jedem Satz des bekannten Publi­zisten wider­spre­chen. Vier Beispiele aus seiner Einlei­tung:

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Voller Morden? Nein, die Welt ist voller Küsse.

Eine Welt voller Küsse: Massen­küssen in Zürich (Youtube-Video)

Der briti­sche Philo­soph Thomas Hobbes behaup­tete im 17. Jahrhun­dert, die Mensch­heit sei von Natur aus in einen Krieg aller gegen alle verstrickt, und nur dank einiger absoluter Herrscher sei dieser Kriegs­zu­stand in vielen Ländern unter­drückt. In anderen Gestalten tauchte das gleiche Dogma seitdem immer wieder auf. Etwa in der Form: “Die Welt ist voller Morden” (Walter Flex 1917). Oder: „Wo man hinschaut: Die Welt brennt an allen Ecken und Enden.“ So geisterte es 2014, hundert Jahre nach Beginn des I. Weltkriegs, durch Kommen­tare, Modera­tionen und Facebook-Beiträge.[1] 2023, mit dem Ukrai­ne­krieg und dem neuen Nahost­krieg im Nacken, schien alles noch viel schlimmer geworden zu sein. Doch ich bin geneigt, das Dogma in dieser Form für einen Irrtum zu halten, den man buchstäb­lich wider­legen kann. Denn jeden, der mich jetzt ungläubig und kopfschüt­telnd anstarrt, bitte ich, den Bildschirm für drei Minuten auszu­schalten und in dieser Zeit alle Länder aufzu­zählen, in denen jetzt, also am heutigen Tage, Menschen im Krieg gestorben sind.

Ja, meine Liebe, mein Lieber – welche Länder sind das?

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