88 Anti-Dogmen

Mischen Sie heute mal einen
hartnäckigen Glaubenssatz auf!

Dogmen wie „Kapital ist ein scheues Reh“, „Wer A sagt, muss auch B sagen“, „Der kleine Mann kann da gar nichts tun“, „Öko ist nur was für Reiche“, „Wer arbeiten will, findet auch Arbeit“ oder „Frauen heulen immer gleich los“ werden oft benutzt, um Diskus­sionen zu beenden, kriti­sche Fragen abzublo­cken und Herrschaft zu zemen­tieren. Wer sich das nicht länger gefallen lassen will, findet hier passende Antidogmen mit Begrün­dung. Fröhli­ches Wider­spre­chen wünscht Ihnen Jens Jürgen Korff, Histo­riker, Polito­loge und Werbe­texter in Aachen und Biele­feld.

Ein ABC der Antidogmen, geordnet nach Stich­worten. Manche davon sind ihrer Form nach keine Glaubens­sätze (Dogmen), sondern Lebens­re­geln (Heuris­tiken).

Alter­na­tive:
Es gibt immer eine andere Möglich­keit. (Leonardo da Vinci)

Ändern:
Wer leidet, will das ändern.

Anfangen:
Eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt. (Laoze)

Arbeits­lose:
Welchen bezahlten Job haben Sie denn zu vergeben? (B. Traven)

Arbeits­lose:
Wen Unter­nehmer auf den Müll geworfen haben, den holen wir da wieder raus.

Arbeits­plätze:
Die nützlichsten Arbeits­plätze schafft der Staat.

Arbeits­plätze:
Jeder siebte Arbeits­platz in Deutsch­land hängt vom Gesund­heits­wesen ab.

Arm und Reich:
Arme leben ökolo­gisch, Reiche nicht.

Arm und Reich:
Frage den Armen nach seiner Geschichte, dann erfährst du,
wer an seiner Lage schuld ist. (Wilhelm Heitmeyer)

Arm und Reich:
Wer krasse Ungleich­heit kriti­siert, stellt die Macht­frage.

Ausländer:
War es ein Türke, der bei Siemens 11.000 Leute entlassen hat?

Auto:
Das Auto ist des Rasers liebste Sünd‘.

Autofahrer:
Autofahrer sind die Absahner der Nation.

Bahn:
Jobma­schine Bahn

Bilder:
Ein Bild lügt schneller als tausend Worte.

Charakter:
Haus- und Grund­be­sitz verdirbt den Charakter.

Dienst­leister:
Wir können davon leben, einander zu helfen.

Diktatur:
Wie viele Divisionen haben die Grünen?

Einig­keit:
Einig­keit macht starr.

Export:
Wer für den Export arbeitet, arbeitet für andere.

Feind:
Der Feind steht rechts. (Joseph Wirth)

Fleisch:
Wenn viele weniger Fleisch essen, ist das besser,
als wenn wenige kein Fleisch essen.

Freier Wille:
Gib ihm die Hand, dann ist er bei dir!

Freiheit:
Freiheit mit Sozia­lismus? Doch, das gab’s: DDR 198990.

Früher:
Später wird man sagen: Früher – also heute – war alles besser.

Gehen:
Gibt’s nicht geht nicht. (Joschka Fischer)

Geld:
Die Reichen wissen nicht, wohin mit ihrem Geld.

Geld:
Geld? Nein, Wichtig­tuer und Filous regieren die Welt.

Gerechter Krieg:
War es gerecht, Köln zu zerstören und Oberam­mergau nicht?

Geschichte:
Geschichte ist immer für eine Überra­schung gut.

Gewinne:
Die Gewinne von heute sind der Crash von morgen.

Gutes:
Wer Gutes tut und damit ein Geschäft macht, handelt besser
als der, der Schlechtes tut und damit ein Geschäft macht.

Handel:
Handel ist der Vater, Hilfe die Mutter aller Dinge.

Helfen:
Gerade richtig hilft am besten.

Herr und Volk:
Vox domini vox galli. (Die Stimme des Chefs ist die Stimme des Hahns.)

Hitler:
Hitler hat die Fahnen­pro­duk­tion angekur­belt.

Ich:
Mein Es gehört mir!

Idealisten:
Idealisten sehen das Unwich­tige: Liebe, Freund­schaft, Lebewesen.

Internet:
Google bildet besser als »Bild«.

Islam:
Die anderen wollen die Weltherr­schaft? Du nicht?

Kapital:
Kapital ist eine gefrä­ßige Raupe.

Kapita­lismus:
Hinterm Kapita­lismus kommt was Besseres, denn wir haben was Besseres verdient.

Kinder:
Kinder sind Gegen­wart.

Konse­quent:
Wer A sagt, muss nicht B sagen.
Er kann auch erkennen, dass A falsch gewesen ist. (Bertolt Brecht)

Konzerne:
Konzerne können alles, nur keinen Flughafen bauen.

Koope­ra­tion:
Koope­ra­tion belebt das Geschäft.

Krieg und Frieden:
Die Welt ist voller Küsse.

Leben: 
Das Leben ist gar nicht so. Es ist ganz anders. (Kurt Tucholsky)

Linke:
Linke sind tradi­tio­nell selbst­kri­tisch, Rechte sind tradi­tio­nell selbst­ge­recht.

Markt:
Rat ist Rat und Markt ist Markt.

Migranten:
Du auch Paral­lel­ge­sell­schaft? Willkommen im Club!

Mord:
Die Religion der Mörder ist der Mord.

Nachbarn:
Der Frömmste ist vielleicht selbst der böse Nachbar, dem das Lotter­leben nebenan nicht gefällt.

Öffent­lich­keit:
Wer in der Öffent­lich­keit Kegel schiebt, muss sich gefallen lassen, dass nachge­zählt wird, wie viel er getroffen hat. (Kurt Tucholsky)

Ohnmacht:
Es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt. (Bertolt Brecht)

Pazifisten:
Pazifisten weinen mutig, Generäle wahren die Haltung.
Niemand hat so viel gegen Kriegs­ver­bre­chen getan wie Pazifisten.

Politik:
»Sauber­männer« haben oft Blut an den Händen.

Politik:
Politik kann man selber machen.

Politik:
Schlechte Charak­tere verderben die Politik. (Julius Raab)

Rechts und Links:
So lange Reiche mehr Macht haben als Arme, so lange gibt es Rechte und Linke. (Eric Hobsbawm)

Religion:
Die Religion der Mörder ist der Mord.

Risiken:
Vermeide Situa­tionen, in denen viele Menschen zur gleichen Zeit sterben können. (Gerd Gigerenzer)

Sex: 
Übung macht den Meister. Auch beim Sex.

Sozial:
Sozial ist, was Anerken­nung und Einkommen schafft.

Spitzen­sport:
Mehr Freude auf den Plätzen!

Staat:
Wo kein Staat ist, herrscht der Stärkere.
Das Recht des Stärkeren ist das stärkste Unrecht. (Marie v. Ebner-Eschen­bach)

Staats­schulden:
Steuern kassieren, wo das Geld ist, und abrüsten!

Streik:
Alle Glotzen bleiben leer, wenn du sagst: Ich mag nicht mehr.

Tempo­limit:
Ein Tempo­limit vermeidet Staus.

Theorien:
Von zwei Theorien wähle die kürzere. (William von Ockham)

Toleranz:
Toleranz ist ein Mittel zu einem guten Zweck. Der Zweck heißt Frieden.

Ursachen:
Von zwei mögli­chen Ursachen wähle die, die du kennst.

Utopien:
Ohne Hoffnung keine Hoffnung.

Volk:
Besser, das Volk bleibt bunt und wider­sprüch­lich.

Vorgänger:
Glaube nie, was jemand über seinen Vorgänger sagt!

Wachstum:
Wachstum ist Sache der Kinder und der Bäume.

Wachstum:
Wo Beton steht, wächst nichts mehr.

Weinen: 
Weinen ist was für Mutige, Männer! (Maria Ast)

Weltherr­schaft:
Napoleon grüßt von St. Helena, Adolf grüßt aus dem Bonkerr.

Weltkrieg:
Der Erste Weltkrieg war schuld am Zweiten.

Weltun­ter­gang:
Ein gelun­genes Beispiel schlägt die Apoka­lypse.

Werbung:
Gute Werbung spricht Wahrheiten aus wie ein guter Verkäufer.

Wissen:
Oft wissen wir genug, um eingreifen zu können.

Wohlstand:
Wohlstand entsteht in einem Kreis­lauf.

Wolf:
Der Wolf ist des Wolfes Wolf, der Mensch des Menschen Mensch.

Worte:
Es gibt Worte, die bewegen.

Zivis:
Zivis haben Existen­zi­elles erlebt. Soldaten haben erlebt, wie man wartet.

Veröffentlicht von

Jens J. Korff

Historiker, Politologe, Texter, Rheinländer in Westfalen, Sänger, Radfahrer, Wanderer, Naturbursche, Baumfreund, Pazifist

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