Mischen Sie heute mal einen
hartnäckigen Glaubenssatz auf!
Dogmen wie „Kapital ist ein scheues Reh“, „Wer A sagt, muss auch B sagen“, „Der kleine Mann kann da gar nichts tun“, „Öko ist nur was für Reiche“, „Wer arbeiten will, findet auch Arbeit“ oder „Frauen heulen immer gleich los“ werden oft benutzt, um Diskussionen zu beenden, kritische Fragen abzublocken und Herrschaft zu zementieren. Wer sich das nicht länger gefallen lassen will, findet hier passende Antidogmen mit Begründung. Fröhliches Widersprechen wünscht Ihnen Jens Jürgen Korff, Historiker, Politologe und Werbetexter in Aachen und Bielefeld.
Ein ABC der Antidogmen, geordnet nach Stichworten. Manche davon sind ihrer Form nach keine Glaubenssätze (Dogmen), sondern Lebensregeln (Heuristiken).
Alternative:
Es gibt immer eine andere Möglichkeit. (Leonardo da Vinci)
Ändern:
Wer leidet, will das ändern.
Anfangen:
Eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt. (Laoze)
Arbeitslose:
Welchen bezahlten Job haben Sie denn zu vergeben? (B. Traven)
Arbeitslose:
Wen Unternehmer auf den Müll geworfen haben, den holen wir da wieder raus.
Arbeitsplätze:
Die nützlichsten Arbeitsplätze schafft der Staat.
Arbeitsplätze:
Jeder siebte Arbeitsplatz in Deutschland hängt vom Gesundheitswesen ab.
Arm und Reich:
Arme leben ökologisch, Reiche nicht.
Arm und Reich:
Frage den Armen nach seiner Geschichte, dann erfährst du,
wer an seiner Lage schuld ist. (Wilhelm Heitmeyer)
Arm und Reich:
Wer krasse Ungleichheit kritisiert, stellt die Machtfrage.
Ausländer:
War es ein Türke, der bei Siemens 11.000 Leute entlassen hat?
Auto:
Das Auto ist des Rasers liebste Sünd‘.
Autofahrer:
Autofahrer sind die Absahner der Nation.
Bahn:
Jobmaschine Bahn
Bilder:
Ein Bild lügt schneller als tausend Worte.
Charakter:
Haus- und Grundbesitz verdirbt den Charakter.
Dienstleister:
Wir können davon leben, einander zu helfen.
Diktatur:
Wie viele Divisionen haben die Grünen?
Einigkeit:
Einigkeit macht starr.
Export:
Wer für den Export arbeitet, arbeitet für andere.
Feind:
Der Feind steht rechts. (Joseph Wirth)
Fleisch:
Wenn viele weniger Fleisch essen, ist das besser,
als wenn wenige kein Fleisch essen.
Freier Wille:
Gib ihm die Hand, dann ist er bei dir!
Freiheit:
Freiheit mit Sozialismus? Doch, das gab’s: DDR 1989⁄90.
Früher:
Später wird man sagen: Früher – also heute – war alles besser.
Gehen:
Gibt’s nicht geht nicht. (Joschka Fischer)
Geld:
Die Reichen wissen nicht, wohin mit ihrem Geld.
Geld:
Geld? Nein, Wichtigtuer und Filous regieren die Welt.
Gerechter Krieg:
War es gerecht, Köln zu zerstören und Oberammergau nicht?
Geschichte:
Geschichte ist immer für eine Überraschung gut.
Gewinne:
Die Gewinne von heute sind der Crash von morgen.
Gutes:
Wer Gutes tut und damit ein Geschäft macht, handelt besser
als der, der Schlechtes tut und damit ein Geschäft macht.
Handel:
Handel ist der Vater, Hilfe die Mutter aller Dinge.
Helfen:
Gerade richtig hilft am besten.
Herr und Volk:
Vox domini vox galli. (Die Stimme des Chefs ist die Stimme des Hahns.)
Hitler:
Hitler hat die Fahnenproduktion angekurbelt.
Ich:
Mein Es gehört mir!
Idealisten:
Idealisten sehen das Unwichtige: Liebe, Freundschaft, Lebewesen.
Internet:
Google bildet besser als »Bild«.
Islam:
Die anderen wollen die Weltherrschaft? Du nicht?
Kapital:
Kapital ist eine gefräßige Raupe.
Kapitalismus:
Hinterm Kapitalismus kommt was Besseres, denn wir haben was Besseres verdient.
Kinder:
Kinder sind Gegenwart.
Konsequent:
Wer A sagt, muss nicht B sagen.
Er kann auch erkennen, dass A falsch gewesen ist. (Bertolt Brecht)
Konzerne:
Konzerne können alles, nur keinen Flughafen bauen.
Kooperation:
Kooperation belebt das Geschäft.
Krieg und Frieden:
Die Welt ist voller Küsse.
Leben:
Das Leben ist gar nicht so. Es ist ganz anders. (Kurt Tucholsky)
Linke:
Linke sind traditionell selbstkritisch, Rechte sind traditionell selbstgerecht.
Markt:
Rat ist Rat und Markt ist Markt.
Migranten:
Du auch Parallelgesellschaft? Willkommen im Club!
Mord:
Die Religion der Mörder ist der Mord.
Nachbarn:
Der Frömmste ist vielleicht selbst der böse Nachbar, dem das Lotterleben nebenan nicht gefällt.
Öffentlichkeit:
Wer in der Öffentlichkeit Kegel schiebt, muss sich gefallen lassen, dass nachgezählt wird, wie viel er getroffen hat. (Kurt Tucholsky)
Ohnmacht:
Es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt. (Bertolt Brecht)
Pazifisten:
Pazifisten weinen mutig, Generäle wahren die Haltung.
Niemand hat so viel gegen Kriegsverbrechen getan wie Pazifisten.
Politik:
»Saubermänner« haben oft Blut an den Händen.
Politik:
Politik kann man selber machen.
Politik:
Schlechte Charaktere verderben die Politik. (Julius Raab)
Rechts und Links:
So lange Reiche mehr Macht haben als Arme, so lange gibt es Rechte und Linke. (Eric Hobsbawm)
Religion:
Die Religion der Mörder ist der Mord.
Risiken:
Vermeide Situationen, in denen viele Menschen zur gleichen Zeit sterben können. (Gerd Gigerenzer)
Sex:
Übung macht den Meister. Auch beim Sex.
Sozial:
Sozial ist, was Anerkennung und Einkommen schafft.
Spitzensport:
Mehr Freude auf den Plätzen!
Staat:
Wo kein Staat ist, herrscht der Stärkere.
Das Recht des Stärkeren ist das stärkste Unrecht. (Marie v. Ebner-Eschenbach)
Staatsschulden:
Steuern kassieren, wo das Geld ist, und abrüsten!
Streik:
Alle Glotzen bleiben leer, wenn du sagst: Ich mag nicht mehr.
Tempolimit:
Ein Tempolimit vermeidet Staus.
Theorien:
Von zwei Theorien wähle die kürzere. (William von Ockham)
Toleranz:
Toleranz ist ein Mittel zu einem guten Zweck. Der Zweck heißt Frieden.
Ursachen:
Von zwei möglichen Ursachen wähle die, die du kennst.
Utopien:
Ohne Hoffnung keine Hoffnung.
Volk:
Besser, das Volk bleibt bunt und widersprüchlich.
Vorgänger:
Glaube nie, was jemand über seinen Vorgänger sagt!
Wachstum:
Wachstum ist Sache der Kinder und der Bäume.
Wachstum:
Wo Beton steht, wächst nichts mehr.
Weinen:
Weinen ist was für Mutige, Männer! (Maria Ast)
Weltherrschaft:
Napoleon grüßt von St. Helena, Adolf grüßt aus dem Bonkerr.
Weltkrieg:
Der Erste Weltkrieg war schuld am Zweiten.
Weltuntergang:
Ein gelungenes Beispiel schlägt die Apokalypse.
Werbung:
Gute Werbung spricht Wahrheiten aus wie ein guter Verkäufer.
Wissen:
Oft wissen wir genug, um eingreifen zu können.
Wohlstand:
Wohlstand entsteht in einem Kreislauf.
Wolf:
Der Wolf ist des Wolfes Wolf, der Mensch des Menschen Mensch.
Worte:
Es gibt Worte, die bewegen.
Zivis:
Zivis haben Existenzielles erlebt. Soldaten haben erlebt, wie man wartet.