„Der politische Islam strebt nach der Weltherrschaft.“ Na dann viel Glück!

Die arabisch-schwei­ze­ri­sche Polito­login Elham Manea antwor­tete in einem Inter­view mit dem konser­va­tiven deutschen Magazin »Cicero« (5.4.2018) auf die Frage, warum das islami­sche Kopftuch, der Hijab, ein Problem sei, das Kopftuch von ortho­doxen Jüdinnen aber nicht: »Weil der politi­sche Islam im Gegen­satz zum ortho­doxen Judentum oder zu christ­li­chen Sekten eine Ideologie ist, die nach weltweiter Macht strebt… Die Kontrolle über die Frau ist … eine der Haupt­stra­te­gien des Islamismus in seinem globalen Dominanz­an­spruch. Das dürfen wir nicht vergessen.« Das ist ein Basta-Dogma, wie üblich ohne weitere Belege vorge­tragen. Ich wider­spreche also, wie ich es schon 2015 in meinem Buch getan habe. Hier mehr zu anderen Thesen Maneas.

Welche zeitge­nös­si­schen Islamisten haben gesagt, dass sie nach der Weltherr­schaft des Islam streben? Zitate bitte! Welche Länder haben sie als erstes ins Visier genommen? Frank­reich? Deutsch­land? Wie glaub­würdig ist das gegebe­nen­falls? Bislang arbeiten sie sich vergeb­lich daran ab, in tradi­tio­nell islami­schen Ländern wie Algerien und Ägypten die Regie­rungs­macht zu übernehmen. In der Türkei sind sie zwar mit Erdogan einen Schritt weiter, aber noch lange nicht so weit, dieses vielfäl­tige und äußerst wider­sprüch­liche Land zu beherr­schen. Die beiden Länder, wo Islamisten unbestritten die Macht ausüben, der Iran und Saudi-Arabien, führen im Jemen, in Syrien und anderswo Krieg gegen­ein­ander. Wie um Gottes Willen soll dieser desolate Haufen jemals in die Nähe von Weltherr­schaft kommen? Napoleon grüßt aus St. Helena, Hitler grüßt aus dem Bonkerrr.

In welchem Verhältnis stehen die Versuche der Islamisten zu jener Ideologie, die nicht nur lange nach weltweiter Dominanz gestrebt hat, sondern diese seit fast dreißig Jahren auch tatsäch­lich besitzt: dem globalen Kapita­lismus? Kapita­listen wie Jeff Bezos, Dieter Zetsche oder Michael O‘Leary bestimmen weltweit über Arbeit, Leben und Wertvor­stel­lungen der Menschen; davon können Ali Khamenei, Tayyip Erdogan oder Pierre Vogel nur träumen. Aber Weltherr­schaftspläne? Nein, die sieht man immer nur bei den anderen, den Fremden.

Die Kontrolle der Frau als Haupt­stra­tegie eines Weltherr­schafts­plans: Wie soll das funktio­nieren? Die männli­chen Islamisten kontrol­lieren doch allen­falls ihre eigenen Ehefrauen, Schwes­tern und Töchter, die ohnehin schon in ihrer patri­ar­chalen Reich­weite sind. Wie soll sie das zur Weltherr­schaft führen? Wie soll ein ägypti­scher Islamist Herrschaft über Biele­feld gewinnen, indem er Ägypte­rinnen Kopftü­cher aufsetzt? Das hieße, den Kopftü­chern Wunder­kräfte verleihen.

Manea bedient hier nebenbei, wahrschein­lich unbewusst, eine klassi­sche weißras­sis­ti­sche Angst­vor­stel­lung: das Phantasma, dass sexgeile Juden, Neger oder Romeos »uns« blonden, blauäu­gigen Männern die Frauen wegnehmen könnten. Mit der Nummer sind schon Julius Strei­cher und der Ku-Klux-Klan auf Ratten­fang gegangen. Aller­dings sind Salafisten meines Wissens noch nicht als Frauen­schwärme und breit­schult­rige Charme­bolzen hervor­ge­treten, was auch ziemlich schwer mit ihren lust- und musik­feind­li­chen Glaubens­sätzen zu verein­baren wäre. Aller­dings gibt es Frauen, die auf Soldaten stehen: der obszöne Charme der Gewalt. An der Stelle sollten wir wachsam bleiben. Auch auf der abend­län­di­schen Seite der Huntington-Front.

Veröffentlicht von

Jens J. Korff

Historiker, Politologe, Texter, Rheinländer in Westfalen, Sänger, Radfahrer, Wanderer, Naturbursche, Baumfreund, Pazifist

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