Nein, die Filterblasen und Echokammern sind nicht schuld

Den seltsamen Widerspruch habe ich schon mehrfach erwähnt: Einerseits heißt es dauernd, die sozialen Medien hielten uns in Filterblasen und Echokammern gefangen, in denen wir nur noch Menschen begegneten, die unsere Meinungen teilen. Andererseits heißt es genauso dauernd, die sozialen Medien hätten zu einer Verrohung der politischen Debatten geführt. Diese beiden Thesen passen einfach nicht zusammen und widersprechen meiner persönlichen Erfahrung, dass Debatten mit verhärteten Fronten genau dann entstehen, wenn ich im Internet mit politischen Gegnern diskutiere, mich also gerade außerhalb meiner angeblichen Filterblase bewege. Das hat 2022 der Amsterdamer Soziologe Petter Törnberg in einer Studie bestätigt.

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Die wunderbare Welt der Panzer

Einer freut sich ’nen Säbel über den Krieg: Der Leopard-Hersteller Rheinmetall. Sicher auch BASF und andere Chemiekonzerne, die Grundstoffe für die Munition liefern. Die Zeitung „Werben & Verkaufen (W&V)“ untersuchte und bewertete im Februar 2023 die dazu passenden Werbekampagnen von Rheinmetall. Ich zitiere Auszüge.

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Ihre Namen seien: Diametrale, Progressive und Plurale

Es wird offenbar ernsthaft darüber nachgedacht, die nach 2001 entstandene westliche Kultur mit dem läppischen Wort „postpostmodern“ zu bezeichnen.[1] Das spätestens sollte Menschen, denen Worte und Geschichte wichtig sind, Anlass geben, über Sinn und Unsinn gängiger Epochen­begriffe nachzudenken. Der Historiker und Werbetexter Jens Jürgen Korff schlägt hier sechs neue vor.[2]

Bild: Von Skulptur: Max Bill; Foto: Volker Wagenitz – Eigenes Werk, CC0

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Du auch Parallelgesellschaft? Willkommen im Club!

Deutschland gespalten? Das ist gar nicht so.

Der Journalist und Soziologe Jürgen Kaube, Mitheraus­geber der FAZ, veröffent­lichte 2022 das Buch »Die gespaltene Gesell­schaft« und sprach darüber am 12. November 2022 mit dem WDR3 »Mosaik«. Darin bestätigt er meine Sichtweise auf Parallelgesellschaften: Wenn die Migrantenviertel in Essen-Katernberg Parallelgesellschaften sein sollen, dann sind auch die Villenviertel in Essen-Bredeney Parallelgesell­schaften.

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„Wer arbeiten will, findet auch Arbeit.“ — „Darf ich Sie mal was fragen?“

Wir belauschen ein Leistungsträgergespräch am Nebentisch. Die Herren sind gut gekleidet, gepflegt, kennen die Welt und ihre Pappenheimer und sind sich einig: »Wer arbeiten will, findet auch Arbeit.«

Was soll man darauf antworten? Zum Beispiel das: „Nur darf man nicht gerade zu dem kommen, der diesen Satz spricht; denn der hat keine Arbeit zu vergeben,und der weiß auch niemand zu nennen, der einen Arbeiter sucht.

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88 Anti-Dogmen

Mischen Sie heute mal einen hartnäckigen Glaubenssatz auf!

Dogmen wie „Kapital ist ein scheues Reh“, „Wer A sagt, muss auch B sagen“, „Der kleine Mann kann da gar nichts tun“, „Öko ist nur was für Reiche“, „Wer arbeiten will, findet auch Arbeit“ oder „Frauen heulen immer gleich los“ werden oft benutzt, um Diskussionen zu beenden, kritische Fragen abzublocken und Herrschaft zu zementieren. Wer sich das nicht länger gefallen lassen will, findet hier passende Antidogmen mit Begründung. Fröhliches Widersprechen wünscht Ihnen Jens Jürgen Korff, Historiker, Politologe und Werbetexter in Aachen und Bielefeld.

Ein ABC der Antidogmen, geordnet nach Stichworten. Manche davon sind ihrer Form nach keine Glaubenssätze (Dogmen), sondern Lebensregeln (Heuristiken).

Alternative:
Es gibt immer eine andere Möglichkeit. (Leonardo da Vinci)

Ändern:
Wer leidet, will das ändern.

Anfangen:
Eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt. (Laoze)

Arbeitslose:
Welchen bezahlten Job haben Sie denn zu vergeben? (B. Traven)

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Rassismus und Antisemitismus, auseinanderklamüsert

Der Streit um die antiisraelische Boykottbewegung BDS und um ein Kunstwerk der Documenta 15 hat im Frühjahr und Frühsommer 2022 in Deutschland erneut die große Frage aufgeworfen: Was ist eigentlich Antisemitismus, und wie unterscheidet er sich vom Rassismus? Den antikolonialistischen Strömungen in Indonesien und anderswo warfen viele deutsche Journalistys vor, den Antisemitismus misszuverstehen, zu verharmlosen und sogar zu fördern, wenn sie ihn als bloße Spielart des europäi­schen Rassismus sehen, der zuerst die Afrikanerinnen und -kaner traf. Thomas Assheuer untersuchte diese Sichtweise in einem tiefgründigen und genauen Essay in der »Zeit« über »linken Anti­semitismus«.

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„Das Bekenntnis zu Israel gehört zur DNA der Bundesrepublik.“ Eine Dogmenkritik

Im Juni 2022 gab es einen großen Skandal um Antisemitismus auf der Documenta 15 in Kassel. Im Rahmen der vom indonesischen Künstlerkollektiv Ruangrupa kuratierten Ausstellung war auch ein Banner des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi zu sehen, das über 100 Figuren zeigt, darunter zwei, die sich offenbar negativ auf Israel beziehen und dabei antisemitische Stereotype verwenden. Doch wie ist das Bild insgesamt komponiert? Und was bedeuten die Angriffe für den kooperativen Ansatz der documenta-Künstlerinnen und -Künstler?

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