Die Aufklärer waren Kolonialisten? Ganz im Gegenteil!

Die usamisch-deutsche Philo­so­phin Susan Neiman demon­tierte im »Freitag« ausführ­lich den Trend, die Philo­so­phen der Aufklä­rung und ihr Konzept der Menschen­rechte für den Kolonia­lismus verant­wort­lich zu machen. In Wirklich­keit haben Montes­quieu, Denis Diderot, Immanuel Kant und Chris­tian Wolff, so Neiman, immer wieder dezidiert den Kolonia­lismus und das eurozen­tri­sche Denken ihrer Zeitge­nossen kriti­siert.

Montes­quieu und Diderot nutzten gerne (meist fiktive) außer­eu­ro­päi­sche Gewährs­leute, um den Europäern Spiegel vorzu­halten. Diderot spielte die koope­ra­tiven Verhält­nisse auf Tahiti gegen die patri­ar­chalen und kriege­ri­schen Sitten Europas aus und forderte die indigenen Südafri­kaner auf, die kleine Schar hollän­di­scher Kolonia­listen mit Giftpfeilen zu erledigen. Rousseau, Kant und andere beklagten immer wieder, wie wenig man über andere Kulturen wisse. 1721 stellte Chris­tian Wolff nach Lektüre der Schriften des Konfu­zius und des Menzius (Mengzi) die These auf, dass Moral auch ohne Chris­tentum möglich sei. Dafür wurde er 1723 von König Fried­rich Wilhelm I. aus Preußen verjagt [und aller­dings 1740 von Fried­rich II. rehabi­li­tiert und zurück­be­rufen].

S. Neiman: Menschen­rechte weißer Männer? der Freitag 27.1.2022

Veröffentlicht von

Jens J. Korff

Historiker, Politologe, Texter, Rheinländer in Westfalen, Sänger, Radfahrer, Wanderer, Naturbursche, Baumfreund, Pazifist

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