Aktuelle Auseinandersetzungen wie die um indonesische Wandbilder auf der documenta fifteen (2022) oder um den Terror des 7. Oktober 2024 und den anschließenden Gazakrieg führen immer wieder in eine Sackgasse, in der der Schutz von Jüdinnen und Juden vor antisemitischer Gewalt und der Kampf mit dem kolonialistischen Erbe in einen unüberbrückbaren Gegensatz zu geraten scheinen. Meine These ist, dass die historische Analyse des Naziregimes Trittsteine gesetzt hat, die aus der Sackgasse herausführen können. Ich blicke über 30 Jahre zurück: Der Historiker Christian Graf v. Krockow analysierte 1990 in seinem Essay »Die europäische Vernunft und das deutsche Drama«[1] die Frage, warum es in Deutschland [und Italien] ein faschistisches Régime gab, in Großbritannien, Frankreich [und Usa] jedoch nicht. Dort bezog er sich auf den konservativ-faschistischen deutschen Soziologen Arnold Gehlen. Über Gehlen und Krockow kommen wir einen Schritt weiter, wenn wir den Kolonialismus in die Analyse mit einbeziehen.
Kolonialismus oder Antisemitismus? Arnold Gehlen hilft weiter weiterlesen