Der VW-Diesel-Skandal ist offenbar ein Musterbeispiel dafür, wie das Dogma und die Haltung „Geht nicht gibt’s nicht“ einen Konzern ins Verderben führen kann. Und nicht nur einen Konzern; sondern auch, was gerne vergessen wird, die ganze Gesellschaft. Die Grenzwerte für Stickoxide, die die VWs in Usa und Europa drastisch überschritten haben, sind ja keine Erfindung fanatischer Umweltschutz-Bürokraten, sondern sie kommen daher, dass Stickoxide gesundheitsschädlich sind. Die VW-Dieselautos gefährden also die Gesundheit von Millionen Menschen. Inzwischen problematisieren Unternehmensberater eine Form von Realitätsverlust bei Top-Managern, die Betrugsfälle wie bei VW provoziert.
In einer Umfrage bei 308 Unternehmensberatern sagten 53 % der Befragten, es gebe wie bei VW auch in anderen Unternehmen eine Firmenkultur, die keinen Widerspruch dulde und deshalb betrugsanfällig sei. 75 % der Unternehmensberater sehen vor allem Versicherungen als betrugsgefährdet an, 53 % Banken und 45 % Autokonzerne. Es gebe, so ein Unternehmensberater, „zunehmenden Realitätsverlust bei Top-Managern, der sich in Überheblichkeit und unangemessenem Verhalten äußert“. 69 % der Kollegen teilen diese Einschätzung. Unrealistische Zielvorgaben würden einfach nach unten weitergereicht. 61 % nannten als Ursache den steigenden Renditedruck, den Aktionäre und Investoren ausüben, 58 % den erhöhten Wettbewerbsdruck durch die Globalisierung. Die Mitarbeiter reagierten darauf oft mit „allzu kreativen Lösungen“. Die Umfrage führte die Personalberatung LAB & Company bei 308 Unternehmensberatern durch.
Laut Neue Westfälische/AFP 4.12.2015