Im »Freitag« kritisierte Velten Schäfer im Oktober 2024 das abgegriffene und inhaltsleere Wort »Populismus« und empfahl, es zu meiden. Ich stimmte per Kommentar zu: In dem Wort Populismus steckt in der Tat eine konservative Arroganz, die ich noch von meinem Großvater kenne: der Spruch „Vox populi vox Rindvieh“ (Volkes Stimme ist Rindviehstimme).
„Populisten“ in diesem Sinne sind Leute, die das „dumme Volk“ ansprechen und auf ihre Seite ziehen. Klassisch-griechisch nannte man sie Demagogen. Dass das Volk gar nicht dumm ist, ahnte schon Aristoteles in seiner Summierungsthese, und wir wissen es spätestens seit Francis Galtons Experiment mit dem geschätzten Ochsengewicht (nach James Surowiecki: Die Weisheit der Vielen).
OK, könnte der Konservative kontern: Mit Ochsen kennt sich das Volk halt aus. Aber die Fähigkeit einer Masse von Menschen, im Durchschnitt genau richtig zu schätzen, wurde 2006 auch von »Quarks & Co« (WDR) experimentell bestätigt – am Beispiel eines Glases voller Liebesperlen: das Volk kennt sich also auch mit Liebe und Perlen aus. Mein Antidogma zum Rindviehspruch lautet: Vox domini vox galli (Des Herren Stimme ist des Hahnes Stimme). Und »Populist« übersetze ich meist mit Konservativer oder Nationalist. Das trifft es fast immer.