Fridrich II., Wilhelm II., Hindenburg, Putin

Putin ist kein Hitler, sondern ein Hindenburg

Es wimmelt seit 2022 von Gleich­set­zungen des Krieges in der Ukraine mit der Ermor­dung der Juden durch die Nazis 1941–1945. Sie sind so falsch und irrefüh­rend wie alle Shoah-Gleich­set­zungen.

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[1] Fried­rich II., Von Anton Graff – Origi­nally uploaded to de.wikipedia (All user names refer to de.wikipedia):18:53, 24. Nov 2005 . . Caro1409 (Diskus­sion) . . 286 × 350 (17967 Byte)18:51, 24. Nov 2005 . . Caro1409 (Diskus­sion) . . 286 × 350 (17967 Byte), Gemein­frei, https://​commons​.wikimedia​.org/​w​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​c​u​r​i​d​=​5​2​9​840
[2] Wilhelm II. 1888, Von Bundes­ar­chiv, Bild 146−1993−098−12 /​ Reichard & Lindner /​ CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://​commons​.wikimedia​.org/​w​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​c​u​r​i​d​=​5​4​8​3​581
[3] Hinden­burg 1915, Von Original: Nicola Perscheid (1864–1930) – Staats­bi­blio­thek zu Berlin – Preußi­scher Kultur­be­sitz [1], Gemein­frei, https://​commons​.wikimedia​.org/​w​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​c​u​r​i​d​=​4​8​0​2​6​107
[4] Putin 2013, Von Kremlin​.ru, CC BY 4.0, https://​commons​.wikimedia​.org/​w​/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​c​u​r​i​d​=​3​7​5​6​4​928
Montage: Jens Jürgen Korff 2024, via Canva

Zum Beispiel führte Yves Willers im März 2024 im Sozialen Netzwerk LinkedIn ein im Rückblick absurd erschei­nendes Zitat von Mahatma Gandhi (1946) über die Shoah an, um gegen den Pazifismus und für den Krieg gegen Russland zu werben.

Doch in Wirklich­keit gibt es keine Depor­ta­ti­ons­züge und Gaskam­mern in der Ukraine. Es gab und gibt keine Wannsee-Konfe­renz in Moskau. Außerdem haben die Alliierten den Zweiten Weltkrieg niemals geführt, um die Juden zu retten. Sie haben ihn geführt, weil sie von Nazideutsch­land oder Japan angegriffen worden waren.

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist vergleichbar mit Preußens Überfall auf Sachsen 1756 oder dem deutschen Überfall auf Belgien 1914. Putin ist kein Hitler, sondern ein Fried­rich II. oder ein Wilhelm II. oder ein Hinden­burg. Diese histo­ri­schen Figuren waren in der Tat schon genau so skrupellos, brutal und herrsch­süchtig wie der kleine Mann am großen Tisch. Auch wenn eine solche Sicht­weise deutsch­na­tio­nalen Hasspre­di­gern, wie sie gerade zu Hauf über die Bühnen laufen, erheb­li­ches Magen­grimmen bereiten dürfte.

Fried­rich II. von Preußen ließ seine Truppen 1756 im Nachbar­staat Sachsen einfallen, um sich selbst zum Herrscher einer europäi­schen Großmacht aufzu­schwingen. Damit löste er den Sieben­jäh­rigen Krieg aus, in dessen Verlauf Preußen beinahe unter­ge­gangen wäre. 1914 verglich Thomas Mann den gerade aktuellen deutschen Überfall auf das neutrale Belgien mit jenem histo­ri­schen Beispiel, um das ruchlose Kriegs­ver­bre­chen der deutschen Regie­rung zu recht­fer­tigen. Denn natür­lich wagte damals außer ein paar verwe­genen Sozial­de­mo­kraten niemand, den großen Fried­rich von seinem Reiter­stand­bild zu holen und schnöde zu kriti­sieren. Diese Gleich­set­zung traf den Sachver­halt ziemlich gut. Denn Deutsch­land überfiel Belgien und löste den Ersten Weltkrieg aus, um sich zur Weltmacht aufzu­schwingen. Ab 1916 trommelte Hinden­burg seine Siegfrie­dens- und Durch­hal­te­pa­rolen. Am Ende lagen 20 Millionen Männer unter der Erde, der deutsche Milita­rismus erlebte sein Desaster und Arbeiter- und Solda­ten­räte kehrten den Schutt und die Fürsten­kronen zusammen. Da tun sich doch genug passende Assozia­tionen für das weitere Schicksal der heutigen Kriegs­par­teien auf. (Nach Hinden­burg, dem deutschen Putin, sind übrigens immer noch Straßen und Dämme in Deutsch­land benannt.)

Leute, lasst einfach die Finger weg von Naziver­glei­chen! Sie sind immer falsch.

Siehe auch: Der neue Alte Fritz und sein Kriegs­re­gime

Veröffentlicht von

Jens J. Korff

Historiker, Politologe, Texter, Rheinländer in Westfalen, Sänger, Radfahrer, Wanderer, Naturbursche, Baumfreund, Pazifist

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