Die wunderbare Welt der Panzer

Einer freut sich ’nen Säbel über den Krieg: Der Leopard-Hersteller Rhein­me­tall. Sicher auch BASF und andere Chemie­kon­zerne, die Grund­stoffe für die Munition liefern. Die Zeitung “Werben & Verkaufen (W&V)” unter­suchte und bewer­tete im Februar 2023 die dazu passenden Werbe­kam­pa­gnen von Rhein­me­tall. Ich zitiere Auszüge.

W&V Case des Tages: Rheinmetall

Rüstungs­firmen gehörten tradi­tio­nell zu den Bösen. Nicht mal Tabak­kon­zerne, Ölmultis und die Zucker­in­dus­trie pflegten ein so schlechtes Image. Ihre Kommu­ni­ka­tion war immer ein Ritt auf der Rasier­klinge, um ja nicht zu sehr aufzu­fallen und nicht ins Kreuz­feuer der Rüstungs­gegner zu gelangen.

Doch ihr Image hat sich in Zeiten des Ukrai­ne­kriegs gewan­delt. Heute werden sie mehr und mehr als dieje­nigen wahrge­nommen, die helfen, den Frieden zu sichern und das eigene Land zu schützen. Und das, obwohl sich im Fall von Rhein­me­tall, Deutsch­lands größtem Rüstungs­kon­zern, an der Marke­ting­stra­tegie nichts Wesent­li­ches geändert hat. Heute blicken wir hinter die Kulissen von Rhein­me­tall. So bewirbt das größte rein deutsche Rüstungs­un­ter­neh­menden Leopard, Panther und Co. bei einer sehr ungewöhn­li­chen Zielgruppe:

Zielgruppe

Nur sehr wenige Menschen treffen Kaufent­schei­dungen für Panzer, Flugab­wehr­sys­teme und Kriegs­waffen. Sie sitzen in Minis­te­rien im Inland und in Partner­län­dern Deutsch­lands oder in der Nato. Hinzu­kommen dieje­nigen, die die Käufe geneh­migen und die Gelder bewil­ligen. Aber nicht nur sie, also die B2B-Zielgruppe [d.h. Business-to-Business] spricht Rhein­me­tall an. Sondern genauso die breite Öffent­lich­keit. Zum einen, weil Recrui­ting auch in dieser Branche eine Heraus­for­de­rung darstellt. Zum anderen geht es darum, das Image in der Bevöl­ke­rung zu schleifen. 

Media

(…) Wie für viele andere B2B-Unter­nehmen sind vor allem Veran­stal­tungen ein sehr wichtiger Kanal. Allein 15 Shows will das Unter­nehmen 2023 bespielen, ist der Website zu entnehmen. Schon nächste Woche steht die Enforce TAC in Nürnberg an, sie beschreibt sich selbst mit dem pragma­ti­schen Claim „Fachmesse für Angehö­rige von Behörden mit Sicher­heits­auf­gaben und der Streit­kräfte“.

Kreation

Was die Tonalität betrifft, versucht Rhein­me­tall den Spagat. Auf Youtube ist unter anderem der Image­film “Force Protec­tion is our mission” zu finden, der wie ein US-Block­buster im Stil von Mission Impos­sible daher­kommt und inzwi­schen von “Passion for techno­logy” abgelöst wurde. Der neue Image­film ist deutlich weniger martia­lisch und zeigt, in welchen Branchen Rhein­me­tall sonst noch aktiv ist. So hat der Konzern auch große Units, die sich mit dem Thema Wasser­stoff oder dem autonomen Fahren für den Zivil­ver­kehr beschäf­tigen.

 Auf der anderen Seite stellt zum Beispiel das „Corpo­rate Video“ die Bedeu­tung des Unter­neh­mens für unsere Sicher­heit in den Mittel­punkt. Man sieht spielende Kinder, Sonnen­auf­gänge, aber auch techni­sche Kompo­nenten aus den Fahrzeugen, und das Ganze bei entspan­nender, aber kraft­voller Musik.

Fazit

(…) Der Ton in der Kommu­ni­ka­tion ist gut abgestimmt auf die Zielgruppe, die sich zum Großteil für Panzer und schweres Gerät begeis­tern dürfte. Rhein­me­tall präsen­tiert große, vor Kraft protzende Maschinen, spielt mitrei­ßende Musik und zeigt hin und wieder auch mal einen Schuss oder eine Explo­sion – aber wohldo­siert. Das lässt sicher viele Herzen höher­schlagen…

W&V Diagno­stics 21.2.2023

Veröffentlicht von

Jens J. Korff

Historiker, Politologe, Texter, Rheinländer in Westfalen, Sänger, Radfahrer, Wanderer, Naturbursche, Baumfreund, Pazifist

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