Wahrscheinlich glauben manche, dass ich als „Cis-Mann“ gar kein Recht habe, Transpersonen zu kritisieren. Dieses Recht habe ich, weil mir das Grundgesetz garantiert, dass ich meine Meinung frei äußern und verbreiten darf. Doch es gibt auch einen besonderen persönlichen Grund für meine Einmischung in die persönlichen Angelegenheiten anderer: Ich liebe die Mischung „typisch männlicher“ und „typisch weiblicher“ Eigenschaften in mir; und mir scheint, dass das Konzept der Geschlechtsumwandlung sich gegen solche Mischungen richtet.
Ich liebe meinen Penis, meine Ortskenntnis und mein Verständnis für Landkarten und technische Zusammenhänge, aber ich liebe auch meine weichen Gesichtszüge, meine körperliche Leichtigkeit, meine Fähigkeit, im Beisein anderer zu weinen, meine starke Empathiefähigkeit, meine Fähigkeit zu pflegenden und sorgenden Tätigkeiten und dazu, meinen Koffer selber zu packen und mein Klo selber zu putzen. Ich liebe diese Mischung auch deshalb, weil sie eine wichtige Quelle meiner Kreativität ist. Mir ist es wichtig, dass möglichst viele Männer ihre Klos selber putzen und weinen, wenn sie traurig sind. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Gesellschaft besser wird, wenn sich das verstärkt.
Das ist der Hintergrund, vor dem ich das Bestreben von Transmenschen kritisiere, ihr körperliches Geschlecht zu wechseln. Stärker noch als die persönlichen Entscheidungen einzelner kritisiere ich die große kulturelle Aufmerksamkeit, die sie seit etwa 2015 genießen. Ich sehe darin einen Versuch, die Vermischung von Geschlechtsstereotypen, die wir bereits erreicht hatten, wieder rückgängig zu machen. Ich halte den Transismus für reaktionär. Denn eine Transfrau, die beginnt, ihren Körper in eine bestimmte Richtung zu manipulieren, hat ein bestimmtes Bild von Frau im Kopf, dem sie ihren Körper annähern will. Sie glaubt, alles werde gut, wenn sich das Aussehen ihres Körpers, der Klang ihrer Stimme, die Form ihrer Bewegungen einem bestimmten Bild von Frau angleichen, das sie im Kopf hat. Das Frauenbild von Transfrauen und das Männerbild von Transmännern ist wahrscheinlich sehr traditionell, denn sie brauchen für den Entwicklungsprozess, den sie verfolgen, eine fixe Zielvorstellung. Ihr Ziel ist es, typisch männliche und typisch weibliche Eigenschaften wieder zu entmischen, zu trennen. Sie führen einen mit teilweise brutalen medizinischen Mitteln ausgetragenen Kampf gegen Merkmale des Geschlechts, aus dem sie sich verabschieden wollen. Sie lieben ihr ursprüngliches Geschlecht, oder das ihnen zugewiesene Geschlecht nicht. Ihr Ziel ist gegen mein eigenes, oben geäußertes Ziel gerichtet; dagegen, dass man beide Geschlechter in sich liebt.
Anders sieht es bei genderqueeren oder nonbinären Menschen aus, die ihre Geschlechtermischung akzeptieren und kultivieren. Das passt schon eher zu meiner eigenen Lage.
Bei Transfrauen und Transmännern stößt mich die Aggressivität ab, mit der viele dieser Menschen gegen Bestandteile ihres eigenen Körpers vorgehen. Das stößt mich auch bei Menschen ab, die sich tätowieren oder durchbohren lassen oder die Chemikalien schlucken, um bestimmte Muskeln explodieren zu lassen. Ähnlich wie bei Bodybuildern und Leuten, die Schönheitsoperationen vornehmen lassen, ist auch im Umfeld der Transmenschen eine Industrie entstanden, die Mittel zur Manipulation des eigenen Körpers teuer verkauft. Ich empfinde meinen Körper so, wie er mir von der Natur gegeben ist, als heilig. Ich habe kein Recht, meinen Körper zum Gegenstand eines Planes zu machen, den sich mein Verstand ausgedacht hat. Mein Verstand hat nicht das Recht, über die Natur meines Körpers zu herrschen. Mein Verstand, meine Gefühle und mein Körper sollen einander lieben und liebevoll kooperieren. Das ist bei mir ein religiöses Gebot. Transmenschen übertreten dieses Gebot.