Wer leidet, will daran was ändern.

Das ist mein Antidogma zum Duckmäu­ser­dogma “Die Menschen wollen, dass sich nichts ändert.” Dieses wird oft bemüht, um das sog. NIMBY-Phänomen zu erklären. Doch das wird gerne allzu­sehr verall­ge­mei­nert.

NIMBY steht für “Not in my backyard! Nicht in meinem Hinterhof!” Gemeint ist damit eine beson­ders konser­va­tive Haltung, sobald es um Änderungen geht, die in der Nähe der jewei­ligen Wohnung statt­finden sollen. Das gibt es wirklich: Zum Beispiel bildete sich 2022 in Biele­feld-Senne­stadt eine Bürger­initia­tive, die verhin­dern will, dass die Stadt­bahn­linie 1 bis in ihr Viertel hinein verlän­gert wird. Altein­ge­ses­sene Haus- und Grund­be­sitzer, die gewohn­heits­mäßig mit dem Auto in die Stadt fahren, wollen keinen Parkplatz vor ihrem Haus opfern dafür, dass “Fremde” und “Neu Hinzu­ge­zo­gene” mit den Öffis an- und abreisen können.

Doch die Busse, die seit Jahrzehnten zwischen der Endhal­te­stelle der Stadt­bahn­linie 1 und Biele­feld-Senne­stadt hin- und herpen­deln, sind zu jeder Tages­zeit voll. Die Menschen, die in diesen Bussen sitzen, finden das Umsteigen am Senne­friedhof und die Ölsar­di­nen­fahrt im Schau­kelbus nicht so toll. Sie leiden unter der schlechten Bahnver­bin­dung. Die wollen mit Sicher­heit, dass sich das ändert, und zwar genau dort, wo sie wohnen.

Veröffentlicht von

Jens J. Korff

Historiker, Politologe, Texter, Rheinländer in Westfalen, Sänger, Radfahrer, Wanderer, Naturbursche, Baumfreund, Pazifist

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