Rassismus und Antisemitismus, auseinanderklamüsert

Der Streit um die antiis­rae­li­sche Boykott­be­we­gung BDS und um ein Kunst­werk der Documenta 15 hat im Frühjahr und Frühsommer 2022 in Deutsch­land erneut die große Frage aufge­worfen: Was ist eigent­lich Antise­mi­tismus, und wie unter­scheidet er sich vom Rassismus? Den antiko­lo­nia­lis­ti­schen Strömungen in Indone­sien und anderswo warfen viele deutsche Journa­listys vor, den Antise­mi­tismus misszu­ver­stehen, zu verharm­losen und sogar zu fördern, wenn sie ihn als bloße Spielart des europäi­schen Rassismus sehen, der zuerst die Afrika­ne­rinnen und ‑kaner traf. Thomas Assheuer unter­suchte diese Sicht­weise in einem tiefgrün­digen und genauen Essay in der »Zeit« über »linken Anti­semitismus«.

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„Das Bekenntnis zu Israel gehört zur DNA der Bundesrepublik.“ Eine Dogmenkritik

Im Juni 2022 gab es einen großen Skandal um Antise­mi­tismus auf der Documenta 15 in Kassel. Im Rahmen der vom indone­si­schen Künst­ler­kol­lektiv Ruangrupa kuratierten Ausstel­lung war auch ein Banner des indone­si­schen Künst­ler­kol­lek­tivs Taring Padi zu sehen, das über 100 Figuren zeigt, darunter zwei, die sich offenbar negativ auf Israel beziehen und dabei antise­mi­ti­sche Stereo­type verwenden. Doch wie ist das Bild insge­samt kompo­niert? Und was bedeuten die Angriffe für den koope­ra­tiven Ansatz der documenta-Künst­le­rinnen und ‑Künstler?

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Der neue Alte Fritz und sein Kriegsregime

Aus linken Kreisen höre ich die Klage über die »Heuchelei des Westens«, wie er sich überschlage in Empörung über die Kriegs­ver­bre­chen des Moskauer Raketen­wer­fers in der Ukraine, aber doch immer geschwiegen habe über usami­sche Kriegs­ver­bre­chen in Vietnam, über die katastro­phalen Folgen der Inter­ven­tion in Libyen usw. Diese Klage ist vor allem ein Armuts­zeugnis derje­nigen, die sie äußern; sie ist nicht souverän, schlecht durch­dacht und außerdem stillos. Ich versuche also eine alter­na­tive Analyse des Putin-Regimes und habe einen konkreten Vorschlag, um den Ukrai­ne­krieg zu beenden.

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Die Aufklärer waren Kolonialisten? Ganz im Gegenteil!

Die usamisch-deutsche Philo­so­phin Susan Neiman demon­tierte im »Freitag« ausführ­lich den Trend, die Philo­so­phen der Aufklä­rung und ihr Konzept der Menschen­rechte für den Kolonia­lismus verant­wort­lich zu machen. In Wirklich­keit haben Montes­quieu, Denis Diderot, Immanuel Kant und Chris­tian Wolff, so Neiman, immer wieder dezidiert den Kolonia­lismus und das eurozen­tri­sche Denken ihrer Zeitge­nossen kriti­siert.

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Rache ist kein Protest

Die WDR-Nachrichten berich­teten am 28. August 2021 darüber, dass der Mörder des US-Demokraten Robert Kennedy begna­digt werden solle. Der Paläs­ti­nenser, so hieß es, habe 1968 Kennedy ermordet, “um gegen dessen pro-israe­li­sche Haltung zu protes­tieren”. Das ist ein schäd­li­cher Sprach­ge­brauch, denn der Mörder hat nicht gegen Kennedys Politik protes­tiert, sondern an Kennedy Rache geübt. Rache ist kein Protest: Rache ist gewalt­tätig und bezieht sich auf die Vergan­gen­heit, sie ist ein angemaßtes Gottes­ur­teil. Protest ist fried­lich und richtet sich auf die Zukunft. Journa­lis­tinnen und ‑ten, haltet das bitte ausein­ander!

Gibt es ein Primat der „Todesverhinderung“?

Die deutsche Schrift­stel­lerin Thea Dorn hat April 2021 die Seuchen­re­gime der europäi­schen Regie­rungen kriti­siert: Sie stünden unter dem Primat einer „Todes­ver­hin­de­rung“ um jeden Preis, nämlich auch um den Preis schwer­wie­gender und langfris­tiger Schäden für Demokratie, Gesell­schaft und Kultur. Anonyma hat wiederum diesen Begriff scharf kriti­siert: Er könne aus dem „Wörter­buch des Unmen­schen“ stammen, das Dolf Stern­berger und andere 1945–48 in Artikel­form verfassten, oder gar aus LTI, der von Victor Klemperer 1947 kompi­lierten „Sprache des Dritten Reiches“. Also bin ich als Histo­riker und Texter gefragt, der Sache nachzu­gehen.

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Warum eine Versöhnung mit Trumpisten nicht möglich sein wird

Viele Beobachter fragen sich bang, ob Joe Biden als US-Präsi­dent das heillos zerstrit­tene Land wieder wird einigen können. Geschickt geht er bereits auf die Republi­kaner zu, die sich von dem Rüpel abgesetzt haben. Es ist immer richtig, die gefähr­lichsten Gegner zu isolieren. Doch der Versuch, sich mit dem harten Kern der Trumpisten zu versöhnen, mit jenen 45 % der ‑ump-Wähler, die den Sturm auf das Kapitol befür­worten, ist wohl zum Schei­tern verur­teilt und wäre auch politisch falsch. Aus drei Gründen – oder soll ich sie nach dem Vorbild von Konfu­zius und Sokrates besser als Fragen formu­lieren? Mal auspro­bieren…

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Eine Herrschaft der Dummen gibt es nicht

Seit dem späten 19. Jahrhun­dert warnen Sozial­dar­wi­nisten in Deutsch­land vor einer zuneh­menden Verdum­mung der Menschen und einer Macht­über­nahme der Dummen. Grund sei die höhere Vermeh­rungs­rate der Dummen und die niedri­gere der Intel­li­genten. In der Regel paarte sich diese kultur­pes­si­mis­ti­sche Klage mit der Klage über die Demokratie: Die Demokratie führe zu einer Herrschaft der Dummen (Ochlok­ratie) und gefährde deshalb den Fortbe­stand der Kultur. Sie müsse durch eine Oligar­chie (Herrschaft der Wenigen) oder Aristo­kratie (Herrschaft der Besten) ersetzt werden, sagt dieje­nige politi­sche Strömung, die um 1800 aus der Recht­fer­ti­gung der Vorrechte des Adels entstanden ist. Diese beiden Theorien sind durch den Verlauf der Geschichte der letzten 150 Jahre hinrei­chend wider­legt, um als falsch gelten zu können.

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Wenn die Freundin sich den Coronaleugnern anschließt

Seit Ende April 2020 decken mich Bekannte, auch Freun­dinnen, regel­mäßig mit den weiter­ge­lei­teten Meinungen angeb­li­cher Freiheits­kämpfer ein, die in der Corona-Pandemie eine lügne­ri­sche Verschwö­rung von aktuellen oder zukünf­tigen Dikta­toren wittern. Anfangs machte ich mir die Mühe, diese Meinungen zur Kenntnis zu nehmen und ihnen Stück für Stück zu wider­spre­chen. Dann merkte ich: Das ist uferlos und bringt mich von meinen eigenen Themen ab. Was also tun?

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Der Mythos einer Weltregierung – zerlegt in acht Sätzen

Von Jens Jürgen Korff

Die Corona­krise hat eine Flut von Äußerungen ausge­löst, in denen einzelne Demagogen wie Ken Jebsen und Torsten Engel­brecht behaupten, die Seuche sei ein Fake und diene nur dazu, eine “Neue Weltord­nung” zu errichten, in der Bill Gates oder andere die komplette Mensch­heit ihrer Diktatur unter­werfen. Doch ist, mit etwas histo­ri­schem und polito­lo­gi­schem Verständnis betrachtet, eine dikta­to­ri­sche Weltre­gie­rung ein Ding der Unmög­lich­keit. Aus fünf Gründen.

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