„Die Zielscheibe ist eindeutig faschistisch“

Ein Diskurs über Hopp, Hoffenheim und die Dortmunder Ultras

BALLO: Was hältst du von der Aufregung im Fußballzirkus wegen der Beleidigung des Milliardärs Dietmar Hopp? Ist das nicht arg übertrieben, was Rummenigge und andere da jetzt veranstalten?

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Fünf Thesen zu #Thüringen

Das hysterische Geschrei um die Ereignisse in Thüringen überschritt im Februar 2020 sämtliche Lärmschutz-Grenzwerte. Geht das Ganze auch eine Nummer bedächtiger? Ich versuch’s mal mit fünf Klarstellungen, die mir wichtig erscheinen.

  1. Kemmerich ist kein Faschist, sondern ein Liberaler. Seine Wahl ist keine Machtergreifung. Er trachtet niemandem nach dem Leben.
  2. Höcke ist zwar ein Faschist, aber die AfD als Ganzes ist keine faschistische Partei, sondern eine nationalkonservative.
  3. Nationalkonservativ zu sein wie die AfD ist schlimm genug. Alle Nazivergleiche sind falsch, weil sie die Naziverbrechen verharmlosen. Die AfD ist vielmehr mit der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) zu vergleichen.
  4. Der Landtag wurde so gewählt, wie er ist. Das haben wir als Demokraten zu respektieren. Die Wähler haben gesprochen.
  5. Eine Auflösung des Landtags wäre eine Dummheit, weil bei Neuwahlen die AfD wahrscheinlich noch stärker wird. Das bitte aus Weimar lernen!
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Die Widersprüche der Digitalisierungskritiker

Walter van Rossum moderierte im Herbst 2019 eine Sendung der WDR-Reihe »Gutenbergs Welt« über »digitale Ideale«. Schon gleich am Anfang behauptete er, dass es „früher“ noch einen Glauben an den Fortschritt gegeben habe, „heute aber“, wenn es ums Digitale gehe, nur Leerformeln gedroschen würden vom Anschluss, den wir nicht verlieren dürften usw. Offenbar konnte er sich keine utopischen Ziele vorstellen, die mit digitalen Techniken gelöst werden könnten. „Die Wonnen des sich selbst befüllenden Kühlschranks oder die Verheißungen des autonomen Fahrens reißen zwar niemanden vom Hocker, werden aber als Bedingungen unseres Überlebens verkauft.“ Massive Probleme der Digitalisierung würden verschwiegen. Nämlich dass bis zu 50 % der Arbeitsplätze wegrationalisiert werden könnten.

Hmm – haben „früher“ nicht Marxisten stets gejubelt, wenn uns der Fortschritt der Produktivkräfte von der Last sehr vieler Arbeit befreit hat? Bieten diese 50 % nicht die Chance, die Arbeitszeit für alle zu halbieren?

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Der umgedrehte Hobbes: Jäger und Sammler waren nicht kriegerisch, sondern solidarisch

Der immer noch häufig zitierte britische Philosoph Thomas Hobbes behauptete 1651 in seinem staatstheorethischen Werk »Leviathan«, die Menschen im Naturzustand hätten einen Krieg aller gegen alle (bellum omnium contra omnes) geführt. Diese These warf eigentlich immer schon die Frage auf, wie die Menschheit diesen lebensgefährlichen Zustand über Zehntausende von Jahren hinweg überlebt haben soll. Dass an Hobbes‘ Theorie und Basta-Dogma nichts dran ist, zeigen neuere Erkenntnisse von Anthropologen und Genetikern, die Carel van Schaik und Kai Michel 2016 zusammentrugen.

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Hallo Vergewaltiger! So klappt es mit der Vergebung des Opfers

Als Überlebender eines sexuellen Missbrauchs in meiner Kindheit hörte ich am Karfreitag 2019 in der WDR-Reihe »Lebenszeichen« einen Beitrag von Christoph Fleischmann: »Über den Umgang der Kirche mit Schuld | Vergebung oder Gerechtigkeit?« Es ging um den sexuellen Missbrauch in katholischen Internaten usw. und den Umgang mit Opfern und Tätern dieser Verbrechen. Dabei wurde problematisiert, wie stark katholische Geistliche darauf aus sind, dass die Opfer den Tätern ihre Tat vergeben. Das tue auch den Opfern gut, sagen die Bischöfe. Eine Zumutung! Sie leidet an einem großen Denkfehler. Hallo Vergewaltiger! So klappt es mit der Vergebung des Opfers weiterlesen

„Die Politik hat versagt“? Falscher Sprachgebrauch

Mit Politik war bis ins frühe 21. Jahrhundert in der Regel ein Tätigkeits- und Interessengebiet der Menschen gemeint. Politik war etwas, das man macht; genauer: etwas, das in einer Demokratie sogar jeder von uns machen kann. „Politik machen“ hieß: sich um Angelegenheiten des Staates, der Gesellschaft, des öffentlichen Zusammenlebens der Menschen kümmern; sich informieren, sich eine Meinung bilden, diese Meinung öffentlich äußern, mitdiskutieren, Vereine bilden, demonstrieren, abstimmen, wählen, kandidieren. Um 2005 änderte sich die Bedeutung des Wortes Politik. „Die Politik hat versagt“? Falscher Sprachgebrauch weiterlesen

Zwölf Ideen für die Revolution 2019, Baujahr 1919

Im Februar 2019 habe ich, um des hundertsten Jubiläums der deutschen Novemberrevolution zu gedenken, in Bielefeld eine Lesung von Texten damaliger Revolutionärinnen und Revolutionäre veranstaltet. Im Anhang meines Textbuches habe ich versucht, Ideen dieser Menschen auf die heutige Zeit anzuwenden. Herausgekommen sind zwölf Betrachtungen:

  1. Exportweltmeister? Kein Grund, stolz zu sein (nach Kurt Tucholsky)
  2. Arbeiten oder Schuften? (nach Kurt Tucholsky)
  3. Arbeitslose, aufgepasst! (nach Ret Marut al. B. Traven)
  4. Aufrüstung als epileptischer Anfall (nach Hugo Haase)
  5. Gewalt kann nichts Heiliges schaffen (nach Ernst Toller)
  6. Zahlen sind oft ziemlich dumm (nach Alfons Goldschmidt)
  7. Empathie kommt aus der Distanz heraus (nach Gustav Landauer)
  8. Warum der NC eine saublöde Idee ist (nach Kurt Eisner)
  9. Macht ohne Geist ist hohl (nach Klabund)
  10. Revolution ist Schwesternsache (nach Rosa Luxemburg)
  11. Politik ist Kunst, und Kunst ist Radau (nach Kurt Eisner und Richard Huelsenbeck)
  12. Lebenskunst für Regimekritikerinnen (nach Rosa Luxemburg, Erich Mühsam, Hannah Arendt)
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Das Ende ist nah. Und wehe, wenn nicht!

Im August 2017 veröffentlichte die Bertelsmann-Stiftung ihre Religionsmonitor-Studie. Dort kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass sich die meisten Muslime in Deutschland nach einigen Jahren, oder wenn sie hier geboren wurden, ziemlich gut ins deutsche Bildungssystem und ins deutsche Berufsleben integrieren. Die Meldungen darüber lösten, wie Said Rezek in der taz am 30.1.2018 rekapitulierte, keine Erleichterung, sondern eine Empörungs- und Hasswelle aus. „Lügen­wissenschaft!“ schrien die Deutsch­nationalen allenthalben und griffen auf Goebbels‘ alte Geheimwaffe zurück, das gefälschte Churchill-Zitat: „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast!“ Das christliche Abendland geht unter, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche! Was ist da los? Das Ende ist nah. Und wehe, wenn nicht! weiterlesen

Spengler, Spengler über alles!

Der hessische Germanist Albrecht Betz (seit 1985 Professor in Aachen) schrieb 2012 einen kritischen Essay über Oswald Spengler und seinen begriffsbildenden Klassiker »Der Untergang des Abendlandes« als Beispiel für Endzeit-Szenarien.  Obwohl er Dutzende völlig aberwitziger und grauenhafter Gedanken Spenglers ausführlich zitiert und exzerpiert, also viel nützliches Material für eine Spengler-Kritik angehäuft hat, raffte sich Betz zu keinerlei inhaltlicher Kritik auf und zitiert auch keine Kritik eines anderen. Die hanebüchenen Widersprüche in Spenglers nationalkonservativer Ideologie ließ Betz unkommentiert stehen. Ich hake ein wenig nach. Spengler, Spengler über alles! weiterlesen

„Der politische Islam strebt nach der Weltherrschaft.“ Na dann viel Glück!

Die arabisch-schweizerische Politologin Elham Manea antwortete in einem Interview mit dem konservativen deutschen Magazin »Cicero« (5.4.2018) auf die Frage, warum das islamische Kopftuch, der Hijab, ein Problem sei, das Kopftuch von orthodoxen Jüdinnen aber nicht: »Weil der politische Islam im Gegensatz zum orthodoxen Judentum oder zu christlichen Sekten eine Ideologie ist, die nach weltweiter Macht strebt… Die Kontrolle über die Frau ist … eine der Hauptstrategien des Islamismus in seinem globalen Dominanzanspruch. Das dürfen wir nicht vergessen.« Das ist ein Basta-Dogma, wie üblich ohne weitere Belege vorgetragen. Ich widerspreche also, wie ich es schon 2015 in meinem Buch getan habe. Hier mehr zu anderen Thesen Maneas.
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