Geht es auch ohne Kapitalismus?

Der Journalist Markus Reiter hat in einem interessanten Essay im „Publik-Forum“ vom 24.2.2017 argumentiert, dass die Menschheit ohne Kapitalismus nicht leben könne: Nur der Kapitalismus könne die den Menschen angeborene Gier in produktive Bahnen lenken. Ich widerspreche: Der Kapitalismus war nicht immer schon da. Er ist eine Phase, in der der Mensch weit unter seinen Möglichkeiten bleibt. Geht es auch ohne Kapitalismus? weiterlesen

Warum Pazifisten stets versagen und Generäle stets siegen

Pazifisten müssen sich seit jeher mit dem Dogma ihrer Gegner herumschlagen: „Wie sinnlos Pazifismus ist, siehst du daran, dass es immer noch jede Menge Krieg gibt. Die Welt ist nun einmal ein Kampfplatz, und der Mensch ist des Menschen Wolf.“ Schauen wir uns hier den ersten Teil des Dogmas an: Bedeutet die Fortexistenz von Kriegen tatsächlich, dass die Pazifisten versagt haben? Vor allem unter dem Aspekt, wenn wir Erfolg und Versagen von Pazifisten (und ihre öffentliche Wahrnehmung) mit Erfolg und Versagen von Generälen vergleichen. Warum Pazifisten stets versagen und Generäle stets siegen weiterlesen

Haben die Linken versagt? Steht eine Revolution vor der Tür, und wir haben’s nicht gemerkt?

Nils Markwardt fragte im August 2016 im »Freitag«: »Wo bleibt der Stolz? Wenn die Linken die „kleinen Leute“ noch erreichen wollen, müssen sie ihre Sprache ändern« (Nr. 32, 11.8.2016). Unter Berufung auf Didier Eribons Buch »Rückkehr nach Reims« und Daniele Gigliolis Buch »Die Opferfalle« führt er aus, dass Rechtspopulisten und Faschisten (Donald Trump, Front National, AfD) den Linken vor allem in der klassischen Arbeiterklasse, bei den Industriearbeitern, den Rang ablaufen, weil sie ihnen positive Identifikationsangebote machen, das „völkische Phantasma“, und dabei an ein traditionelles Klassenbewusstsein anknüpfen, das die Linken längst aufgegeben haben. Allerdings sehe ich die potenziell revolutionäre Klasse woanders als Markwardt und Eribon. Haben die Linken versagt? Steht eine Revolution vor der Tür, und wir haben’s nicht gemerkt? weiterlesen

„Er sagt, was er denkt. Er ist authentisch.“ Er heißt Trump.

Es soll ja ein Wert für sich sein, wenn jemand sagt, was er denkt. Oder wenn jemand authentisch ist. Das sagt auch die gut organisierte Propagandatruppe „Women vote Trump„. Ich zitiere von ihrer Startseite: „Er sagt, was er denkt. Er ist authentisch.“ Er heißt Trump. weiterlesen

Erdogan: „Der Putschversuch war ein Geschenk Gottes.“

Am 16. Juli 2016, während sich das Scheitern eines Militärputsches abzeichnete, erklärte der konservative türkische Präsident Tayyip Erdogan bei CNN Türk, der Putschversuch sei „ein Geschenk Gottes“ (oder eine „Gunst Gottes“) gewesen (welt.de 17.7.2016). Nämlich ein willkommener Anlass, um das Land „zu säubern“, also Tausende von Erdogan-Gegnern einzusperren. Begeben wir uns mit dieser Dogmenkritik also in religiöse Gefilde! Erdogan: „Der Putschversuch war ein Geschenk Gottes.“ weiterlesen

Die Abgründe der Geht-nicht-gibt’s-nicht-Kultur

Der VW-Diesel-Skandal ist offenbar ein Musterbeispiel dafür, wie das Dogma und die Haltung „Geht nicht gibt’s nicht“ einen Konzern ins Verderben führen kann. Und nicht nur einen Konzern; sondern auch, was gerne vergessen wird, die ganze Gesellschaft. Die Grenzwerte für Stickoxide, die die VWs in Usa und Europa drastisch überschritten haben, sind ja keine Erfindung fanatischer Umweltschutz-Bürokraten, sondern sie kommen daher, dass Stickoxide gesundheitsschädlich sind. Die VW-Dieselautos gefährden also die Gesundheit von Millionen Menschen. Inzwischen problematisieren Unternehmensberater eine Form von Realitätsverlust bei Top-Managern, die Betrugsfälle wie bei VW provoziert.  Die Abgründe der Geht-nicht-gibt’s-nicht-Kultur weiterlesen

Irgendwie stimmt’s doch: Der Mensch ist des Menschen Wolf

In meinem dogmenkritischen Buch habe ich das alte Dogma »Homo homini lupus« des britischen Philosophen Thomas Hobbes kritisiert: Denn Hobbes hat offensichtlich innerartliche Aggression (Mensch tötet Mensch) mit zwischenartlichem Jagdverhalten (Wolf tötet Mensch, Mensch tötet Hasen) verwechselt.1 Der usamische Karikaturist Chris Browne hat Hobbes nun jedoch bestätigt – wenn auch ganz anders als Hobbes und seine Nachfolger es verstanden wissen wollten.

Irgendwie stimmt’s doch: Der Mensch ist des Menschen Wolf weiterlesen

„Der Krieg gegen den Terror ist ein gerechter Krieg.“ Wirklich?

Die furchtbaren Mordtaten von Paris beschwören den „Krieg gegen den Terror“ wieder herauf, und erfahrungsgemäß wird dieser bald als „gerechter Krieg“ geheiligt werden. Auch die Kriege gegen Hitler, gegen Milosevic, gegen Saddam Hussein, gegen die Taliban und gegen Gaddafi waren ja „gerechte Kriege“. Als Pazifist bestreite ich das und sage: Menschen zu töten ist vielleicht im Einzelfall gerechtfertigt, aber es kann niemals gerecht sein. „Der Krieg gegen den Terror ist ein gerechter Krieg.“ Wirklich? weiterlesen

„Konjunktur schadet der Wirtschaft.“

Abstruser geht’s nimmer: Die Tageszeitung Die Welt malte im April 2015 in einem Video einen „Senioren-Crash“ an die Wand, der angeblich deshalb bevorsteht, weil so viele Senioren ihr Geld nicht mehr sparen, sondern ausgeben. Im Film heißt es wörtlich: „Das ausgegebene Geld wird dem Markt entzogen.“ Bitte was? „Konjunktur schadet der Wirtschaft.“ weiterlesen